Berichte von 06/2018

Wilderness in höchster Potenz

Mittwoch, 27.06.2018

Nein, die Reisegruppe ist nicht verschollen, sondern hielt sich vier Tage lang fernab jeglicher Zivilisation auf.

Anmerkung: Das Ausscheiden der deutschen Fußball-WM-Mannschaft enthebt die Reisegruppe jeglicher Sorge, ein wichtiges Spiel zu verpassen.

Mittwoch, 27.06.2018: Am Morgen Abschied von Christoph, Corinne und Michael und 40 km weiter nach Westen auf dem Chilcotin Bella Coola Highway zum Nimpo Lake. Hier gibt es einen General Store und davor Tanksäulen. Endlich! Und mit 1,60 $ pro Liter Regular auch noch vertretbar. - Auf dem Highway war am Vortag an einer Tankstelle wieder weggefahren worden, weil der Liter dort 7,49 $ kostete. - Übrigens werden die Literpreise nicht an der Straße angezeigt, sondern stehen direkt am Anzeigefeld jeder Tanksäule. Nur war der Tankprozess hier wieder anders. Man hinterlegt seine Kreditkarte an der Kasse, steckt den Tankrüssel ein, drückt einen Hebel an der Säule nach oben und tankt dann.

Am Nimpo Lake befindet sich auch die Basis von Tweedsmuir Air. Ein Wasserflugzeug, eine Cessna 185 mit Platz für den Piloten, drei Passagiere und etwas Gepäck, brachte die beiden Kanadareisenden zur Tetachuck Wilderness Lodge. Der wackelige und holprige Flug in wenigen 100 m Höhe dauerte eine knappe Stunde und für 60 $ zusätzlich flog der Pilot eine ausgeweitete Strecke über die Rainbow Mountains. Am Vortage hatte Regen die Felsen abgewaschen und in der Sonne waren die bunten Sandsteinformationen prächtig anzusehen, als die Maschine in geringer Höhe darüber hinwegbrummte. Übrigens wurde man vom Lärm des einen Motors fast taub. Die seichte Landung erfolgte auf dem langen Tetachuck Lake.

Die Lodge liegt im Nechako Reservoir am Rande des Tweedsmuir Provinzial Parks, ein Urwald von fast 1 Mio. ha Fläche, in dem noch nie Holz geschlagen wurde. Die Lodge existiert seit den 1970er Jahren und wurde nach und nach erweitert. In den 1980er Jahren gehörte die Anlage David Packard (von Hewlett Packard), der sie als Jagdcamp und für Treffen mit Freunden und Managern nutzte. In den 1990er Jahren erfolgte die Umwandlung zur Touristenlodge.

Seit 2011 bewirtschaften die Schweizer Theo(dor) und Katharina Temperli die Anlage; bei unserer Ankunft war auch noch die sehr nette Annelies eine Hilfe. Theo war in der Schweiz als Kellermeister, Katharina und Annelies als Krankenpflegerinnen tätig. Theo und Katharina hatten schon immer eine Neigung zu Kanada und hatten das Land mehrfach als Touristen bereist. Sie haben zwei Söhne, die in der Schweiz leben. Nach wie vor sind beide Schweizer ohne die kanadische Staatsbürgerschaft.

Die Reisegruppe logierte in der Point Cabin, ein Blockhütte an einem kleinen Vorsprung direkt am Ufer des Tetachuck Lakes. Es ist die schönste Hütte der ganzen Anlage und auf zwei Seiten besteht Blick auf den See. Es gibt keinen Stromanschluss (dafür Petroleumleuchten und Kerzen) und kein WiFi, aber eine (sehr kleine) Dusche und warmes Wasser, wofür Gas zum Erhitzen benutzt wird. In einer Ecke des Raumes hängt ein kleiner Behälter, aus dem alle halbe Stunde ein Stoß Flüssigkeit gegen Mücken versprüht wird. Dabei hört man ein katzenartiges Miauen und der Geruch erinnert an Bohnerwachs. Die Lodge verfügt über keine Straßenanbindung, sondern ist nur per Wasserflugzeug oder Boot zu erreichen. Bei Ausfall der Wasserflugzeuge kann auf eine kleine Start- und Landebahn nahe dabei ausgewichen werden. Der Wind ging kalt und die Cabin wird mit einem Ofen beheizt, für den das gut getrocknete Holz selbst gehackt werden muss. Am Tage der Ankunft waren keine weiteren Gäste anwesend, am zweiten Tag kam eine Gruppe von 17 Personen dazu.

Noch am Nachmittag des ersten Tages wanderte unsre Reisegruppe zum Eagle Lake, wo sie einige Zeit auf einer Bank am Ende eines Steges mit Blick auf den gewaltigen Grizzlybluff, der Gipfel mit Schnee bedeckt, verweilte.

Am Abend auf der Bank vor der Cabin direkt am Wasser ging ein kalter Wind, aber den scheuten auch die Mücken. Nach dem gemeinsam mit den Gastgebern eingenommenen Abendessen wurde der Ofen angefeuert; es knackte heimelig. Im Raum schwirrte während der Nacht nur eine einzige Mücke.

Donnerstag, 28.06.2018: Die Mitreisende fühlte sich flau und mochte nicht essen und nicht trinken, blieb in der Cabin und wurde von Katharina betreut, die sich erkundigte, ob Birgit etwas von Homöopathie halte. Der Reiseleiter begab sich alleine auf Expedition und lief den Redfern Trail zu den Stromschnellen, fünf Stunden einsam durch den Urwald, ohne Menschen oder größeren Tieren zu begegnen. Nur ein Geräusch wurde von ihm als das Grunzen eines Bären interpretiert, ohne das Tier gesehen zu haben. Die australischen Outback-Netze, mit denen man als Außerirdischer oder als Imker angesprochen wird, und das Repellent leisteten wieder gute Dienste; dennoch gab es etwas Blutzoll. Mittags traf die 17-köpfige Reisegruppe mit drei Wasserflugzeugen ein.

Beim Abendessen (der Reiseleiter allein) ergab sich die Bekanntschaft mit Richard und seiner Frau, auch eine Birgit, aus Gera; sie sind etwas älter und haben vier Kinder und 15 (!) Enkelkinder. Ein Sohn ist Soziologe, hat über den Einfluss von Umweltschutzorganisationen auf Regierungen promoviert und ist mit einer Kanadierin verheiratet;  beide leben in Ottawa und beide besetzen eine Professur an der dortigen Uni. Weil sie meinen, dass Kinder in Kanada bessere Chancen - sie haben zwei Töchter - als in Deutschland haben, entschieden sie sich für Kanada als Wohnsitz, zum Leidwesen der Großeltern. Das Paar aus Gera schwärmte besonders von einer Reise nach Bhutan,  wo der König bescheiden lebe, für Arbeit für alle seine Untertanen sorge und das Volk auf einem Index für glückliches Leben ganz oben stehe.

Kalt! Abends wurde wieder Holz gehackt und geheizt.

Freitag, 29.06.2018: Bereits in der Nacht setzte Dauerregen ein, der mittags endete. Da machte sich der Waldläufer auf den dreistündigen Moose Lake Trail, wieder einsam durch den Urwald. Die Mitreisende wollte dem Wandersmann Sandwiches zum Mitnehmen aufdrängen, wohl im Wissen, dass die leckeren Wurstbrote von der feinen Nase eines Bären aufgespürt würden. Doch weder Bär noch Moose begegneten dem Waldläufer, nur massenhaft Mücken.

Die Ossi-Reisegruppe war mit einem Boot auf den See hinausgefahren, wohl zur Staumauer, kehrte nach kurzer Zeit wieder um, weil erkannt wurde, dass der Treibstoff nicht ausreichen würde.

Der Mitreisenden ging es allmählich etwas besser. Abends wieder geheizt.

Sonnabend, 30.06.2018: Eine halbe Stunde später als angekündigt traf das Wasserflugzeug ein, wieder eine Cessna 185, aber eine andere als beim Hinflug, auch ein anderer Pilot. Der 40-Minuten-Flug verlief ruhig, doch kurz vor der Landung auf dem Nimpo Lake legte der Pilot eine enge, schräge Kehre hin (unangenehm). Während des Fluges schützten Kopfhörer vor dem Motorenlärm.

Mit dem an der Flugbasis abgestellten Bully2 ging es dann 300 km zurück auf dem wenig befahrenen Chilcotin Bella Coola Highway nach Williams Lake. Unterwegs wurde eine Rast am Bull Canyon des Chilcotin Rivers eingelegt. Die lange Fahrt eignete sich dazu, zwei weitere CDs von "Die Säulen der Erde" anzuhören; was sind doch William von Shiring und Alfred Builder für fiese Charaktere!

Nach fünf Buschtagen werden für eine Nacht alle Annehmlichkeiten im Ramada-Hotel von Williams Lake gerne in Anspruch genommen. Leider fühlt sich die Mitreisende weiter flau, müde, schwindelig und appetitlos und will noch nicht einmal wottsäppen. Von einer Pharmacy werden caplets d'ibuprofene besorgt. Der Reiseleiter läuft noch etliche Zeit durch Williams Lake; auf einen Besuch des Chilcotin-Museums und andere Aktivitäten wird angesichts der Umstände verzichtet.

Die Tage in der Wildnis möchte man wegen der vielen Unzulänglichkeiten nicht dauernd erleben, schon alleine wegen der weit entfernten medizinischen Versorgung, aber es war eine interessante Erfahrung und die Gegend um den Tetachuck Lake ist unberührte Natur, ein kleines Paradies, wie es Katharina und Theo empfinden.

Tagsüber 15 bis 20 ºC und Wolken, Sonne und leichter Regen im Wechsel. Immerhin nicht eine einzige Mücke in Williams Lake entdeckt. 

Wilderness

Dienstag, 26.06.2018

Auf der Terra Nostra Ranch kann man Kanu fahren, reiten, wandern, sonst nichts. Wegen des Windes ist das Wasser auf dem Lake zu sehr bewegt, mit dem Reiten möchten wir in unserem hohen Lebensalter gar nicht erst beginnen, also bleibt nur ein längerer Spaziergang in der Umgebung, bei sonnigem Wetter und kaltem Wind. Nachmittags Muße. Keine Autofahrt.

Abendessen im Freien an einem rustikalen Tisch mit Blick auf die mit noch etwas Schnee bedeckten, knappe 3.000 m hohen Berge. Es gibt über einem Schwingrost gegrillte Rippchen (reichlich) und miterhitzte Kartoffeln in Alufolie mit Schmand. Dazu kanadischer Rotwein.

Ganz wenige Mücken. Vor unserer Ankunft sollen die Mücken in Unmengen herumgeschwirrt sein.

Ein kleener Ort

Montag, 25.06.2018

Nachts starker Regen, morgens alles nass, aber kein Niederschlag mehr. Die längste Tagesetappe der Reise wird zurückgelegt, etwa 500 km, im Wesentlichen nach Westen. Unterwegs ein kurzer starker Gewitterguss, nachtschwarz mit Hagel, ansonsten Schauer und Sonne im Wechsel bei 8 bis 14 ºC. Einmal kreuzte ein Fuchs vor dem Auto die Fahrbahn. Die lange Fahrt war geeignet, die Hälfte von "Die Säulen der Erde" zu hören; das Hörbuch ist so gut, dass es von der Landschaft ablenkt.

Vom Southern Yellowhead Highway ging es über den Little Ford Highway und den Cariboo Highway nach Williams Lake und von dort 260 km lang strikt nach Westen auf dem Highway 20 (Chilcotin Bella Coola Highway), dieser zunehmend einsamer werdend. Der Landstrich heisst Chilcotin, eine Hochebene auf etwa 900 mNN, eher hügelig mit einzelnen Viehfarmen und unberührter Wildnis. Manche halten es für das ECHTE Kanada. Riesig große Waldflächen waren abgebrannt (traurig anzusehen), was nach einer Informationstafel jährlich bis zweijährlich erfolgt.

Tagesziel ist die Terra Nostra Ranch in dem kleenen Kleena Kleene. Das Navi kannte diesen Ort, nur tauchte er auf den Entfernungsschildern nicht auf. "Sie haben Ihr Ziel erreicht." tönte das Navi mitten im Busch, weit und breit keine Häuser. Nach einigen Kilometern Weiterfahrt kam der Gedanke zur Umkehr, als neben der Straße der One Eye Lake auftauchte, der in der Wegbeschreibung eingetragen war. Plötzlich stand an der Straße das kleine Ortsschild von Kleena Kleene, und nach weiteren 7 km kam das Einfahrtstor zur Terra Nostra Ranch.

Der Zufahrtsweg ist mit Toren abgesperrt, damit die zur Ranch gehörenden 23 Pferde und zwei Ponies nicht entlaufen können. Auch sehen sich sechs Katzen als Besitzer des Hauses an und es laufen zwei Hunde herum. Bei der Anfahrt wurde das letzte Tor auf dem Weg von Christoph, dem Gastgeber, geöffnet. Christoph und seine Frau Corinne sind Schweizer, die die Gästeranch gemeinsam mit der jungen Kati, zwei weiteren Mädchen und dem Koch Michael betreiben, alle sehr herzlich, das Gastwirtepaar schwyzerdütsch sprechend. Der Schweizer Michael, geboren 1972, jünger aussehend, verheiratet, drei Töchter zwischen 16 und 22 Jahren, war fünf Jahre als Volksschullehrer in der Schweiz tätig, arbeitet seitdem gemeinsam mit einem Partner als Berufsberater und hat sich in Absprache mit seiner Familie, die auch in der Schweiz lebt, eine Auszeit von einem Vierteljahr genommen, in dem er mit seinen Hobbykochkenntnissen auf der Terra Nostra Ranch die Gäste bekocht. Zu seinen Klienten zählen einige Schulen in der Schweiz, die über einen Etat verfügen, aus dem Aufträge an Berater gezahlt werden können. Michael begleitet über 20 Junglehrer als Mentor, deren häufigste Probleme im Umgang mit schwierigen Schülern (an erster Stelle) und danach mit schwierigen Eltern bestehen.

Alle duzen sich und es wird gemeinsam gegessen.

Die Zimmer sind einfach, aber sauber, hellhörig, nicht zu verdunkeln, ohne Rauchmelder; am Waschbecken braucht das warme Wasser ziemlich lange, bis es ankommt, das Wasser der kleinen Dusche bleibt kalt (bis sich herausstellte, dass die Wasseranschlüsse vertauscht sind und man den amerikanischen Drehhebel nur ganz bißchen drehen darf und nicht wie sonst bis zum Anschlag). WiFi ist frei und im Bereich des Haupthauses zu empfangen. Das Reizvolle an der Unterkunft sind die einsame Lage in der Wildnis an einem See mit den Pferden und die familiären Gastgeber.

Der Strom wird in einer Überlandleitung von Williams Lake an das Grundstück herangeführt; die Leitung endet hier. Trinkwasser stammt aus eigenen Brunnen, etwa 100 m tief. Das Abwasser wird in fünf Septic-Tank-Anlagen mit anschließender Versickerung auf dem Grundstück beseitigt; Abfälle kommen auf eine weiter entfernte Deponie. Etwa alle 10 Tage wird 260 km nach Williams Lake zum Einkaufen gefahren. Problematisch sind die wiederkehrenden Waldbrände. Im vergangenen Jahr blieb Christoph alleine auf der Ranch zurück;  er hat vorgesorgt und Wasserpumpen und Feuerwehrschläuche bereitliegen. Das Evakuieren der Orte ist nicht so problematisch wie die Rückkehr, wenn die Regale und die Verkaufswaren in den Geschäften wieder bereitgestellt werden, die Tanks der Tankstellen wieder aufgefüllt werden müssen usw., nach einigen Tagen oder wenigen Wochen Evakuierungszeit.

Die Gäste sind fast alle Schweizer oder Deutsche. Alex ist in der Schweiz geboren, lebt seit 1993 in Kanada, verkauft Wasserflugzeuge gemeinam mit einem Geschäftspartner und baut auf der Terra Nostra Ranch gerade für Wasserflugzeuge eine Auffahrrampe aus Metallelementen, die während des Zweiten Weltkriegs hergestellt wurden und die beide mit zwei Pickups aus Kalifornien hierher gebracht haben und montieren; er ist seit 2001 kanadischer Staatsbürger, zusätzlich zu seiner schweizerischen Staatsbürgerschaft und vor die Wahl gestellt, würde er Kanada wegen der vielen Möglichkeiten wählen. Als Kind ist er bei Großeltern in Mühlheim an der Ruhr spazieren gegangen.

Edith aus der Nähe von Tübingen ist gemeinsam mit ihrem Mann Frank unterwegs. Sie haben drei Töchter, einen Dalmatiner, eine Hündin, übernachten fünfmal, fahren weiter nach Bella Coola und nehmen von dort die Fähre nach Vancouver. Beide haben eine Zeitlang in den USA gelebt.

Margot und Richard kommen aus Zürich. Und dann sind da noch Madeleine und Assan.

Nach dem Essen mit 8 Gästen holte der Koch Michael seine Gitarre und es wurde gemeinsam gesungen: Country Rose, Über den Wolken, Das alte Haus von Rocky-Donky, Wenn wir erklimmen, Lustig ist das Zigeunerleben, Yesterday, House of the rising Sun, u. a., sehr launig. Alles geht sehr entspannt zu; entnommene Getränke werden in eine Strichliste eingetragen. Kanus liegen zum Fahren auf dem Clearwater Lake bereit (der See heisst hier genauso wie an der 500 km zurückliegenden Station).

Zum Abend sonnig-bewölkt und windig, etwa 14 ºC. Einige wenige Mücken.

Seien Sie kein Zubehoerteil im Tod eines Baeren

Sonntag, 24.06.2018

Als die Mitreisende am Morgen die Außentür des Blockhauses öffnete, stand ihr ein Hirsch in 2 m Abstand gegenüber. Beide waren überrascht, der Hirsch nickte höflich grüßend mit seinem Geweih und hüpfte würdevoll von dannen.

Nach dem Continental Breakfast (Toast, Butter, einige Scheiben Wurst und Käse, ein EL Rührei, Kaffee und Orangensaft) wurden zwei Kolibiarten an einer beim Restaurant aufgehängten Tränke gesichtet, nämlich Hummingbirds. Zweiter Waschtag (Laundromat im Resort).

Wells Gray Provinzial Park ist 5.200 qkm (!) groß, mit Vulkankegeln und erstarrten Lavaströmen. Berühmt ist der Park für seine Wasserfälle. Im Visitor Centre informierten einige Tafeln außer auf Englisch auch auf Deutsch (und sonst in keiner weiteren Sprache); darunter fand sich die Überschrift dieses Tagesberichtes.

Die Dwason Falls sind 18 m hoch und 107 m breit. Der Murtle River fällt hier über eine Gesteinsstufe aus Lava. Ein Schild wies die Fälle als Little Niagara aus; naja. Ob der Wasserfall nach der Dawson-Familie in Lucky Luke benannt wurde, wird die Reisegruppe nach der Rückkehr in ihre Heimat eruieren.

Am bekanntesten sind die Helmcken Falls, mit 141 m Fallhöhe der vierthöchste Wasserfall Kanadas. Der Überfall ist nicht sehr breit,  hat aber eine beachtliche kugelförmige Ausbuchtung in den Fels gebildet und unterhalb ein tiefes Canyon ausgeschnitten,  das Clearwater Valley.

Ein Wegweiser zeigte die Entfernung zu den Spahats Falls mit 1 km an. Nachdem die Reisegruppe zu Fuß bereits eine erheblich längere Entfernung zurückgelegt hatte, ohne das typische Rauschen eines Wasserfalls zu vernehmen, kehrte sie um.

Der Hirsch vom Morgen hatte sich am Abend in der Nähe der Hausterrasse längere Zeit zum Wiederkäuen niedergelegt.

Tagsüber bis 28 ºC, zunehmend bewölkt, am Abend fast geschlossene Wolkendecke, aber trocken.

Mücken wie üblich.

Clearwater ist nicht Blackwater

Samstag, 23.06.2018

Das Frühstück wird bei einem Bäcker in Jasper eingekauft, u. a. Bear Pow's. Wie fast überall bezahlen wir mit MasterCard. Die Kartenmaschine wird einem in die Hand gedrückt und man bedient sie weitgehend selbst. Auf der Maschine des Bäckers wird, wie in Restaurants, abgefragt, wieviel Trinkgeld man geben möchte, was absolut oder in Prozenten eingegeben werden kann. Soweit kommt es noch, dass wir beim Bäcker Trinkgeld bezahlen.

Weiterfahrt nach Nordwesten auf dem Yellowhead Highway über den Yellowhead Pass und durch den Robson Park. Die Straße folgt einer alten Handelsroute der Indianer. Der Pass ist seit Mitte des 19. Jahrhunderts eine wichtige Verbindung in British North America zwischen Atlantik und Pazifik durch die Rocky Mountains, insbesondere ab den 1870er Jahren für die Eisenbahnverbindung. Pierre Bostonais, ein irokesischer Trapper, lebte in den 1820er Jahren in dem Gebiet, handelte und führte Gruppen durch die Berge. Wegen seiner ungewöhnlichen Haarfarbe lautete sein Spitzname "Yellow Head". Übrigens sind wir über den Pass gefahren, ohne es bemerkt zu haben; es gab kein Hinweisschild.

Am romantischen Portal Lake unternahm die Gruppe einen kleinen Walk. Hier schwirrten Unmengen von kleinen blauen Libellen, aber auch etliche Mücken.

Dann wurde die Grenze zwischen Alberta und British Columbia passiert. BC bedeutet hier nicht Before Christ". Dabei wird auch die nächste Zeitzone erreicht. Die Uhrzeitdifferenz zu Deutschland beträgt jetzt neun Stunden.

Nahe am majestätischen Mount Robson, mit 3.954 mNN der höchste Berg der kanadischen Rockies und erst relativ spät erstmalig bezwungen, befindet sich das Mount Robson Visitor Centre, mit einer kleinen Ausstellung und einem Informationsfilm, in dem es fast nur um Verhaltensmaßregeln im Park ging; das kann man, muss man sich aber nicht anschauen. Von der Aussichtsterrasse des Centres hat man einen hervorragenden Blick auf den wolkenumkreisten Gipfel, an diesem Tage bei prächtigem Sonnenschein.

Bei der Weiterfahrt nächster Stopp bei den Rearguard Falls des Fraser Rivers, bis wohin Lachse auf ihrem 1.000 m langen Wanderweg vom Pazifik gelangen können, aber nur die größten und kräftigsten kommen so weit. Der Katarakt ist 10 m hoch, sehr breit und rauscht mächtig.

Kurz hinter den Rearguard Falls wurde nach Süden auf den Southern Yellowhead Highway abgebogen, parallel zum Lauf des North Thompson Rivers. Auf der Fahrt nach Clearwater sind die Berge nicht mehr so hoch und steil, durchgehend bewaldet, teils nicht mehr mit reinem Nadelwald, sondern mit Mischwald bedeckt. Der Highway wird nicht übermäßig stark befahren.

An der Tankstelle in Valemount - Tankmöglichkeiten liegen zum Teil mehr als 100 km entfernt- musste auch im Voraus bezahlt werden, doch war hier ein fester Betrag anzugeben. Die genannten 60 $ waren zuviel; der Tankrüssel schaltete bei einem Betrag von 57,05 $ ab. Man begibt sich danach zur Kasse und das Guthaben wird zurückgebucht (hoffentlich).

Die letzten 8 km waren auf unbefestigter Straße zurückzulegen. Nach insgesamt 330 km erfolgte die Ankunft im Alpine Meadows Resort, etwa 25 km von Clearwater in der Bergwelt einsam gelegen, wo ein geräumiges und sehr gut ausgestattetes Blockhaus für zwei Nächte bezogen wurde, mit Ausblick von der Terrasse auf den idyllischen Hallamore Lake, vielleicht 100 m bis zum Ufer. Der Rezeptionist beschrieb den Fahrweg bis zum Haus auf dem weitläufigen Gelände: "Biegen Sie da links ab, wo ein Deer steht.", und tatsächlich hielt sich an der Gabelung ein Rentier auf.

In dem Blockhaus existiert keine Internet-Verbindung, aber am Office. So erfuhren wir am Abend das Ergebnis des Spiels gegen Schweden; das hätten wir gerne gesehen.

Weil in der kleinen Küche in dem Blockhaus eine Mikrowelle vorhanden ist, gab es Abendessen "zu Hause", jeder eine Portion HUNGRY-MAN, einmal Backyard Barbeque, einmal Buffalo Style Chicken Strips, durchaus lecker.

Tagsüber 12 bis 25 ºC; nachmittags stark bewölkt, aber weitgehend trocken.

Einige neue Mückenstiche, besonders unangenehm im Schritt. Wie kommen die Viecher da bloß hin?

Blackwater ist eine dubiose militärische Organisation, Clearwater hingegen purstes Kanada, wie man es sich vorstellt.

Der Maligne-Tag

Freitag, 22.06.2018

Malignität ist ja ein bekannter medizinischer Begriff. Wonach das Maligne-Gebiet benannt ist, entzieht sich der Kenntnis der Reisegruppe, jedenfalls wirkt es nicht fortschreitend zerstörend, sondern sehr natürlich und voller Wild. Die Fahrt ging morgens zum Maligne Lake, wo ein kleines Ausflugsboot bestiegen wurde. Das Wasser in dem 20 km langen See wird nie wärmer als 4 ºC. Das Boot fuhr bis zu der kleinen Insel, eigentlich eine Halbinsel, Spirit Island, die der Urbevölkerung heilig ist und von anderen nicht betreten werden darf. Auf ihr soll sich der Legende nach ein Liebespaar von verfeindeten Stämmen getroffen haben. Romeo und Julia lassen grüßen. Zum Glück fand hier vor zwei Jahren eine Zeremonie statt, um böse Kräfte abzuwehren, so dass auch das Boot nach eineinhalb Stunden wieder sicher anlandete.

Nach einem Mittagssnack (Hallo, Gerolf!) ging es zum Maligne Canyon, wo die Reisegruppe die Brücken 1 bis 6 aufsuchte. Brücke 5 wurde im Reiseführer als besonders beschrieben, doch waren die ersten vier Brücken und der hier nur wenige Meter breite (teils nur 2 m!) und bis 50 m tiefe Canyon viel beeindruckender.

Die Tagesausbeute:

Schwarzbären:2 + 1

Deer (weiblich): 1

Deer (männlich): 1

Gebirgsziegen: 8

Weißkopfseeadler: 1 (+ Horst mit zwei Jungtieren)

Am Nachmittag zunehmend auflockernde Bewölkung und Temperatur bis 18 ºC.

Eis - kein Speiseeis

Donnerstag, 21.06.2018

Weiter nach Norden auf dem Trans-Canada Highway und dann auf den Icefields Parkway. Er zählt zu den spektakulärsten Gebirgsstraßen der Welt und führt durch das Columbia Icefield in den Rockies, eine der größten Eisansammlungen südlich des Polarkreises. Seine Fläche beträgt 325 qkm, die Dicke 100 bis 365 m und die jährliche Schneefallhöhe bis zu 7 m. Etwa 300 km liegen zwischen Banff und Jasper und längs des Parkways sind viele reizvolle Ziele anzusteuern.  Die Reisegruppe stoppte, oft mit kurzen Trails verbunden, beim Mosquito Creek (!), beim Bow Lake, beim Crewfoot Glacier, beim Bow Summit (ein wunderschöner tiefblauer Gletschersee), am Parker Ridge (wo die Berge gefleckt wie bei einer Milka-Kuh aussehen), am Tangle Creek, an Sunwaptat Falls und an den Athabasca Falls.

Unterwegs wurden ein Deer gesichtet sowie ein Schwarzbär, der leider bereits in den Wald entschwand, bevor er photographiert werden konnte.

Auf dem Icefield Parkway gab es einige Straßenbaustellen, die alle nur einspurig zu passieren waren, so dass einige Zeit mit Warten verstrich. Auch waren mehrere attraktive Haltepunkte "closed".

Am Icefield Centre gab es einige Informationen sowie einen Film über das Gebiet. Darin waren Sequenzen von einem Jungen, einem alten Mann und einem Mann mittleren Alters, jeweils abwechselnd, ohne Sprache, zu sehen, aber auch einige sehr schöne Landschaftsaufnahmen. Am Ende des Films erschloss sich die Handlung: es handelte sich stets um dieselbe Person. Der Junge fand einen besonderen Stein im Gebirgswasser, den er ständig bei sich trug. Im mittleren Alter unternehm er eine Gletscherwanderung, wobei er den Stein verlor. Als alter Mann fand er in wieder, vom Gletscher ausgespieen. Der Film war l-a-n-g-w-e-i-l-i-g.

Während vormittags sonniges Wetter herrschte, trübte es auf der Fahrt nach Norden immer mehr ein. Plötzlich gab es einen Temperatursturz; innerhalb von einer Viertelstunde sank die Temperatur von 25 auf 8 ºC, verbunden mit einem kräftigen Hagelschauer, so dass man kaum10 m weit schauen konnte. Den Nachmittag über regnete es ständig, malmehr, mal weniger. Wegen des Regens verzichtete die Reisegruppe auch auf die Besichtigung des Athabasca-Gletschers.

Sowohl der Banff-, als auch der Jasper-Nationalpark sind zu Recht berühmt, wenn nur nicht so viele Touristen unterwegs wären.

Für zwei Nächte dient eine Holzhütte in Jasper als Unterkunft, ein "Pine Bungalow". Die Anlage befindet sich unmittelbar am Ufer des mächtig, kräftig dahinrauschenden Athabasca Rivers. Kaum angekommen, fiel der Strom aus, nicht nur in der Hütte und im Bungalow-Park, sondern in ganz Jasper. Dadurch war es auch nicht möglich, in einem Lokal zu Abend zu essen, denn auch die Küchen waren ohne Strom. Zudem war es bereits gegen 20 Uhr. Die Reisegruppe erstand noch mexikanische Burritos und etwas Kartoffelsalat bei einer Esso-Tankstelle. Der Tankwart addierte die Preise von Hand und nahm natürlich nur Bargeld. Er berichtete, dass der Strom etwa viermal im Jahr in Jasper ausfalle, was ihm ein gutes Umsatzplus beschere. Nach eineinhalb Stunden war wieder Strom verfügbar.

Erwartungsgemäß verfügt die Hütte über kein WLan, aber über Mücken.

Bär - Bär

Mittwoch, 20.06.2018

Am Morgen ging die Fahrt bei bestem Bergwetter auf dem Bow Valley Parkway, der parallel zum Trans-Canada Highway verläuft, durch den Bergzug. Der Fahrer scherzte noch, dass man auf dieser wenig befahrenen Strecke wohl bald einen Bären sehen würde, und tatsächlich vergingen danach keine zehn Minuten, und zwei Schwarzbären waren in etwa 100 m Entfernung am Rand einer Wiese zum Wald am Äsen. Ein großartiger Augenblick. Die beiden Tiere ließen sich nicht stören und verschwanden bald im Unterholz.

Im nördlichen Bereich war der Bow Valley Parkway leider gesperrt, weshalb wieder auf den Trans-Canada Highway gefahren wurde. Aber vorher stand noch eine Pause bei einem Tempel der Harmonie an, an einem Trading Post. Der Reiseleiter wartete draußen vor dem Eingang und rätselte über die Funktion einer dort ausgestellten Maschine mit Elektromotor. Da wurde er von einem etwa Mitte 50 Jahre alten Motorradfahrer angesprochen. Er war auf einer Farm in der Nähe von Orten mit deutschen Namen, z. B. Munster und Hamburg, aufgewachsen und hatte als Kind eine solche Maschine bedient. In eine obere Schüssel wurde Kuhmilch gefüllt, der Elektromotor ließ die Schüssel rotieren, dabei kam es zur Phasentrennung, Milch und Sahne wurden durch die Zentrifugation separiert und in zwei unterschiedlichen Höhen aus der Schüssel abgelassen. Die Milch habe er getrunken, die Sahne verkauft und sich damit etwas Geld verdient. Sein Sohn war 17 Jahre in Europa untereegs, wo er Eishockey bei Vereinen gespielt habe, so in Krefeld längere Zeit, in Hamburg und in Zagreb. Als er einmal Deutschland besuchte und mit der Eisenbahn von Frankfurt nach Berlin fuhr, saß er im Abteil zwischen zwei kleinen Jungen, die mit ihrer Großmutter unterwegs waren. Der eine von ihnen gab ihm sein Bilderbuch und wollte nicht glauben, dass so ein großer Mann das Buch nicht lesen konnte, worüber sich alle sehr amüsierten. Übrigens fuhr er eine 950 ccm Yamaha und lobte die Höflichkeit und Freundlichkeit der Deutschen ganz besonders.

Man sollte es nicht glauben, aber in dem "einsamen" Kanada auf dem Trans-Canada Highway stand die Reisegruppe in einer Straßenbaustelle nahezu eine Stunde lang im Stau. Das hätte sie auch in Deutschland erleben können, aber nicht mit einem so grandiosen Ausblick auf die Bergwelt. Vermutlich erfolgte eine Sprengung zur Verbreiterung des Highways. Im Radio laufen nur wenige Sender, mehrere auf Französisch, und teils mit nur wenig Musik. So wurde die mitgebrachte CD "Adele" eingelegt, gut zu hören, auch mehrfach.

Etwas westlich von Field liegt die Natural Bridge im Yoho National Park. Hier bildete der Kicking Horse River früher einen Wasserfall, bis er sich soweit in das Kreidegestein mit Unterstützung von schmirgelndem Sand gefressen hatte, dass ein Tunnel entstand. Irgendwann wird dieser Tunnel einmal einbrechen und ein Schlund entstehen. Beeindruckendes Wasserturbulenzschauspiel. Übrigens hat der Reiseleiter während seines Studiums ein Semester lang die Vorlesung "Wildwasserverbau" gehört.

Der Emerald Lake im Yoho NP ist nicht nur namentlich ein Juwel. Umgeben von Bergspitzen, diese teils mit Schneehauben, schillert er in unterschiedlichsten Grün- und Blautönen. Das Parken war schwierig;  der Platz war voll. Die Reisegruppe lief den Emerald Lake Trail, einmal um den See, ein schöner Gang.

"Komm' auf die Schaukel, Luise!" Wer kennt dieses schöne alte Lied von Hans Albers nicht mehr und wem klingt es nicht mehr in den Ohren? Doch wohl noch jedem! Das Schaukeln kostete nur einen Groschen und war ein großes Pläsier.  So eine Luise ist vielleicht auch hier gewesen sein, natürlich in ihrer französischen Schreibweise "Louise", denn hier in den Rockies ist ein See nach ihr benannt, nämlich nach der vierten Tochter von Queen Victoria. Der See ist wohl der am meisten besuchte Ort des Banff NP. Ein Superlativ. Entsprechend viele Touristen waren vor Ort, dabei Hochzeitspaare mit professionellen Photographen. Am Vormittag war der Parkplatz noch wegen Überfüllung gesperrt, am Nachmittag gegen 16 Uhr, als die Reisenden dort eintrafen, gab es einzelne Parkplätze. Berühmt ist auch das am See gelegene Fairmont Chateau Lake Louise, z. B. Drehort von Dr. Schiwago. Die Reisegruppe wäre eingekehrt, hätte sie nicht noch einen weiteren Punkt auf dem Programm gehabt.

Nämlich die Cave and Basin National Historic Site. Hier wurde 1883 die heiße Quelle von Herrn Banff entdeckt. Er hatte von Anfang an die Absicht, daraus einen Badeort zu machen. Diese Anlage wurde der Anfang der kanadischen Nationalparks. Im Tagesverlauf kam es nur hier zu erheblicher Mückenbelästigung. Übrigens volles Verständnis für Julia Scharf.

Bisher erfolgte das Tanken wie in Deutschland. An der Tankstelle in Banff hing ein Schild "Payment before", was auch einfach erfolgt. Man begibt sich vorher zur Kasse, sagt, dass man volltanken möchte, hinterlegt seine Kreditkarte und tankt danach.

Beim Abendessen (Hauptgang Steak-Sandwich) war ein Pint die kleinste Glasgröße für Bier.

Tagsüber bis 27 ºC, klar, nachmittags zunehmend bewölkt und abends Gewittergrollen in der Ferne.

 

Banff

Dienstag, 19.06.2018

Schon mal "Banff" gehört? Bestimmt! Das war doch der Financier der Canadian Pacific Railway, nach dem der Ort Banff und 1885 der älteste Nationalpark Kanadas benannt wurde, fast 7.000 qkm groß, in den Rocky Mountains gelegen. Nach nur eineinhalbstündiger Fahrt Ankunft vor Banff, wo es etwas Zeit dauerte, bis man in der Schlange zu den Ticket-Häuschen des Banff-Nationalparks vorgefahren war. Auch, wenn es etwas kostengünstiger wäre, jeden Tag in einem kanadischen NP einzeln zu bezahlen, wurde eine Jahreskarte für alle kanadischen Nationalparks erstanden, gültig bis zum Juni nächsten Jahres, was vielleicht ein Anreiz ist. Aber so kommen wir auf einer Extraspur, ohne zu warten, in die Parks.

Banff ist wie ein alpiner Touristenort, viele kleine Läden, Cafés und Restaurants, ringsum von Bergspitzen umgeben, einige mit Schneehäubchen bedeckt. Nach dem Mittagessen, eine große Eisportion, wollte die Gruppe auf den Mount Sulphur, zu dem eine Gondelbahn hinauffährt. Der Fahrpreis von 64 $ zuzüglich Steuer pro Person wurde als unangemessen hoch empfunden, denn die Gruppenteilnehmer verfügen nur über sehr begrenzte pekuniäre Mittel und haben zudem eine große Nachkommenschaft zu versorgen. Auch von einem deutschen Touristen, der vor der Kasse stand, waren die zu seiner Gattin auf Deutsch geflüsterten Worte zu vernehmen: "Das ist es mir nicht wert!". Also unternahm die Gruppe einen kurzen Gang den Berghang hinauf, von wo sie einige Zeit den Ausblick auf die Bergwelt genoss.

Im Schaufenster eines Juwelier- und Mineraliengeschäftes war ein glattwandiger, perlmuttartiger, bunt schillernder Ammonit von etwa 40 cm Durchmesser ausgestellt, ähnlich dem Exemplar vom Vortage im Tyrrell-Museum. Der Preis war nicht ausgezeichnet und wurde erfragt  - 30.000 $ plus tax. Das war dann doch einen Tacken zuviel für die Reisekasse.

Das Hotel liegt am Ortsrand von Banff, doch kann der Ortskern zu Fuß innerhalb von einer Viertelstunde erreicht werden. Zuerst wurde ein Raum mit nur einem Bett angewiesen, doch die Reklamation der besseren Hälfte der Gruppe führte erfolgreich zur Umsiedlung in einen Raum mit zwei Queensbetten.

Am Abend erkundete der Reiseleiter noch zwei Stunden lang das Stadtgebiet.

Tagsüber sonnig, bis 22 ºC warm. Nur eine Mücke (im Hotelzimmer; rechtzeitig erschlagen).

Dinos

Montag, 18.06.2018

130 km sind es vom Sandman Airport Hotel Calgary mit Bully2 nach Drumheller. Man fährt auf endlos erscheinenden Straßen, eine davon etwa 50 km lang schnurgerade, durch kaum besiedeltes Grün- und Prärieland. Wie jeder weiß, kann sich Alberta nur durch eines auszeichnen, dass nämlich in dieser Provinz mehr fossile Urwelttiere als sonstwo auf der Welt gefunden worden sind. Der paläontologische Pionier war bekanntermaßen Joseph Burr Tyrrell, 1858 bei Toronto geboren. Bei Drumheller entdeckte er Kohlevorkommen und gleichzeitig Saurierknochen. Der Ort zeigte sich als die bedeutendste Fundstelle für Dinosaurier, weshalb das Museum nach ihm benannt wurde: Royal Tyrrell Museum of Palaeontology. Einmalig sind 40 komplette Dinosaurierskelette, dabei natürlich ein riesiger Tyrannosaurus Rex und der erstmalig von Tyrrell entdeckte Albertosaurus. Weitere Exponate stammen aus den Rocky Mountains. Vier Stunden im Museum, wovon die Reisegruppe keine Sekunde bereute. Ein weltweit einmaliges Museum. Die Bestellung der Snacks (Gruß an Gerolf) im zum Museum gehörigen Bistro wurde auf Deutsch bestätigt, denn die Bedienung stammte aus dem Schwarzwald und war 1990 nach Kanada ausgewandert; im Sommer hat sie meistens täglich einmal die Gelegenheit, mit deutschen Besuchern zu sprechen. Übrigens war der Koch gebürtiger Ungar und vor sechs Jahren nach Kanada gekommen.

Nun war man ja schon in Drumheller, da konnte man sich auch zum Badlands View Point begeben und danach noch den Badlands Interpretive Trail laufen (keine Mücken).

Und dann weist Drumheller noch einen Superlativ auf, wie jeder weiß, nämlich das weltweit größte Dinosauriermodell, in dem man im Inneren für einen Eintrittspreis bis ins offene Maul hochsteigen kann, worauf die Reisegruppe aber verzichtete.

In Alberta beträgt die Uhrzeitdifferenz zu Deutschland acht Stunden, zwei Stunden mehr als in Ontario. Das kommt der Reisegruppe sehr entgegen, denn dadurch fällt Personen, die gerne länger schlafen, das frühe Aufstehen morgens leichter.

Mittags überwiegend sonnig bis 26 ºC.

Ost-Kanada: abgehakt

Sonntag, 17.06.2018

Morgens halbstündige Fahrt zum Flughafen. Sehr schnelle und problemlose Abgabe von Bully bei Alamo. 2.800 km sind wir mit Bully gefahren und er war zuverlässig und bequem. Erst drei Tage vor Abgabe haben wir bemerkt, dass er auch über ein Glas- und ein Schiebedach verfügt.

Der Inlandsflug von Toronto nach Calgary dauerte etwa vier Stunden. Bei der Anmeldung (das heisst hier Check in) bei Air Canada schwärmte die Mitarbeiterin davon, wie schön Calgary sei. Am Abflughafen herrschte sommerlich warmes Wetter, bei der Ankunft zeigte sich auch die Sonne, doch war es mit 15 ºC deutlich kühler.

Der SUV-Mietwagen von Alamo ist mit dem letzten identisch, wieder ein Nissan Rogue, ebenfalls schwarz, nur ohne Schiebedach. Wir nennen den Zwilling Bully2. Die Klimaanlage arbeitet etwas kräftiger als beim letzten Fahrzeug, aber vielleicht liegt es auch daran, dass es nicht so heiß ist. Zwei Übernachtungen sind im Sandman Hotel in Flughafennähe vorgesehen; der Raum ist angemessen. Ins Zentrum von Calgary kann man nicht zu Fuß gelangen.

Beim ersten Spiel der deutschen Fußballmannschaft befand sich die Reisegruppe gerade in der Luft, was vielleicht ganz gut war, dass sie das Spiel nicht gesehen hat.

Höhe-Punkt

Samstag, 16.06.2018

Nachdem es am Vortage zu spät geworden war, wurde der Besuch des Black Creek Pioneer Villages als das lohnenswertete Ziel angesehen. Es war ein glücklicher Zufall, dass an diesem Samstag ein Treffen in Uniformen des 19. Jahrhunderts stattfand, wobei verschiedene militärische Einheiten nachempfunden wurden. In den etwa 40 historischen Gebäuden gaben Personen in altmodischer Kleidung Erklärungen zu den Gebäuden und den Handwerken. Wir wurden mehrfach als Deutsche identifiziert. Ein junger Mann sprach einige Brocken Deutsch mit uns; seine eine Großmutter stammte aus Sachsen und der dazugehörige Großvater aus Dresden. Mit Erstaunen vernahm er, dass Dresden auch zu Sachsen gehört. Mehrere Häuser in dem Freigeländedorf gehörten einer deutschen Familie, die zunächst nach Pennsylvanien ausgewandert war und weiter nach Ontario zog. Eine altertümlich kostümierte Frau beklagte sich, dass sie extra aus den USA zu diesem Treffen gekommen sei, bei solchen Anlässen immer koche, man ihr aber alle mitgebrachten Lebensmittel und Zutaten bei der Einreise abgenommen habe. Das Museumsdorf, ähnlich wie das in Cloppenburg, ist den Besuch wert gewesen.

Der eindeutige Höhe-Punkt der Reise war das Dinner in der Aussichtsplattform des CN-Towers. Auf dem Fußweg dorthin durch die belebte Yonge Street und durch die Wolkenkratzer des kanadischen Finanzviertels war ein Eindruck vom quirligen Toronto mitzunehmen. Die Reisegruppe wurde von einer japanischen Studentin angesprochen, deren Aufgabe es war, sich bestimmte englische Redewendungen von beliebigen Passanten erklären zu lassen. Es ging um "wake up call", was die Reisegruppe meinte, mit anderen Worten richtig ausdrücken zu können. Eigentlich verfügte die Studentin über bessere englische Sprachkenntnisse als die Gruppe, doch tat sie über die Beschreibung ganz begeistert. Sie stammte aus dem ländlichen Umfeld von Tokio und freute sich riesig, dass die Globetrotter auch bereits Japan bereist hatten, und das auch noch zur Kirschblütenzeit.

Der Fahrstuhl bringt die Restaurantbesucher auf eine Höhe von 350 m. Das 1976 in Betrieb genommene Bauwerk war bis 2009 der höchste Fernsehturm der Welt. Die American  Society of Civil Engineers hat ihn 1995 zu einem der sieben architektonischen Wundern der modernen Welt erklärt. Der für 19:30 Uhr reservierte Tisch im Drehrestaurant (Fensterplätze) gestattete Ausblicke im Hellen und im Dunkeln. Auch das Essen war Spitze: als Vorspeise Lobster Bisque (Fogo Island shrimp and dill cornmeal fritter, lemon creme fraiche) bzw. Bison Tartare (Cracked juniper and mustard seed aioli, wild blueberries, beet chips), als Hauptgang Pan Roasted King Cole Duck Breast (White bean and sage puree, duck bacon, Nothern Woods mushroom, wilted spinach and arugula, Labrador cloudberry jus), als Nachtisch Dark Chocolate Tower (Dark chocolate caramel fractals, whipped coconut creme, maple sugared strawberries), dazu einen 2016er Merlot (13 th Street Winery, Creek Shores, Niagara, Ontario) bzw. ein Steam Whistle Pilsner (es wurden schließlich zwei), und zum Abschluss ein Strwaberry Fields (Dillon's Dry Gin 7, strawberry and rhubarb, lime juice) bzw. ein The Heat Wave (Screech Rum, pineapple juice, mint, lime juice). Nicht nur die Höhe, die Ausblicke und das Essen waren Spitze, sondern auch die Zeche.

Fuck you

Freitag, 15.06.2018

Adieu, Lord Elgin!

Das Valet-Parken weist nicht nur den Nachteil auf, dass es teuer ist, sondern dass man auch auf sein Fahrzeug warten muss. Nach knapp einer Viertelstunde wurde der Wagen vorgefahren. Während das Navi mit dem nächsten Ziel programmiert wurde, hupte der dahinter stehenden Taxifahrer dreimal kurz hintereinander, stieg dann aus und kam zur Fahrertür, sah, dass das Navi programmiert wurde, verlangte die sofortige Weiterfahrt mit unhöflichen Worten und schimpfte, als diesem nicht sofort unmittelbar gefolgt wurde: "Fuck you!". Kanadier gelten als zurückhaltend und höflich und so zeigten sich auch fast alle bisherigen Begegnungen, aber dieser indisch aussehende Chauffeur wich davon ab. Manchmal fällt es nicht so leicht, einen Titel für die Tagesberichte zu finden, und insofern muss man dem Taxifahrer dankbar sein.

Die erste Etappe endete in Rockport (Ontario). Mit einem Boot ging die Fahrt zwischen den "1.000 Inseln" hindurch, bis zu dem berühmten Märchensschloss des Hotelmagnaten Boldt, das zu den besten Hotels der Welt gezählt wird. Über 1.800 Inseln liegen hier im Sankt-Lorenz-Strom an der Grenze zwischen Kanada und den USA. Die Inseln werden zu Preisen zwischen 250.000 und 10 Millionen Dollar verkauft. Die Häuser auf den Inseln werden durch Kabel und Leitungen, die unter Wasser verlegt sind, ver- und entsorgt. Die Ausflugsboote verkehren stündlich;  während das Boot in der Stunde davor über 200 Passagiere mitnahm, waren es während unserer Fahrt nur 15, und bei der danach folgenden wieder über 200. Die Nationalität wurde vor dem Besteigen des Bootes abgefragt und die Erläuterungen erfolgten dann auch auf Deutsch.

Am 13. Tag der Reise wurde es Zeit, dass gewaschen wird. Bei der Ankunft im Four Points By Sheraton in Kingston (Ontario) wurde erfreut zur Kenntnis genommen, dass im Hotel eine Laundry vorhanden ist. Doch informierte an der Tür zur Laundry ein Zettel darüber, dass die einzige Waschmaschine defekt sei, was der Rezeptionist nicht gewusst hatte; der einzig vorhandener Wäschetrockner war intakt, doch was nützte das? Also wurde eine im Internet recherchierte und etwa 5 km entfernte Laundry am Stadtrand von Kingston angesteuert, wo die notwendigen hauswirtschaftlichen Arbeiten erfolgreich vorgenommen werden konnten. Während sich die Reiseteilnehmerin während der Wartezeit ihrer Stickerei widmete und darüber mit der Leiterin des Waschsalons ins Gespräch kam, besichtigte der Reiseleiter das berühmte Bellevue-Haus, das Wohnhaus des ersten kanadischen Premierminister Sir John A. Macdonald und das prächtigste Haus von Kingston.

Die Besichtigung ist nur im Rahmen einer Führung möglich.  Der Reiseleiter war alleine, als eine junge kanadische Frau, Maia, mit der Führung begann. So bestand die Möglichkeit, nicht nur etwas über Sir Macdonald zu erfahren, sondern auch über sie persönlich.  Ihre Mutter wurde 1964 geboren und hielt sich als kanadische Soldatin von 1984 bis 1987 in München auf. Sie selbst wurde in Boston (UK) geboren und ist viel gereist, vor allem durch Griechenland, Italien, Spanien und die Schweiz. Sie befindet sich in einer Ausbildung zur Opernsängerin und singt auch italienisch. Allerdings ist es ziemlich anstrengend, alleine die gesamte Zeit den englischen Erläuterungen zu folgen. Leider wurde man nicht durch die Räume geführt, sondern konnte nur von außen durch die ungeputzten Fensterscheiben hineinlugen. Alleine im Eingangsbereich waren einige persönliche Gegenstände von Herrn Macdonald ausgestellt und einige Tafeln informierten über historische Ereignisse.

Am Abend kundschaftete der Reiseleiter das Zentrum von Kingston aus. Vor dem Rathaus wurden "Movies on the Market" gezeigt, ein amerikanischer Singfilm mit einer etwas drallen, vielleicht Mitte 20 Jahre alten Schauspielerin, die eine Schülerin mimte, dabei durch Straßen flanierte und einen Song mit der wiederkehrenden Zeile sang: " I love Baltimore!".

Wetter: vormittags Nieselregen, ab Mittag stark bewölkt, aber trocken. Maximal 18 ºC. Keine Mücken.

Regenwetter

Donnerstag, 14.06.2018

Beim Gang zum Frühstücksdeli noch trocken, während des (typisch amerikanischen) Frühstücks Schauer, keine Regenkleidung dabei, längere Zeit gewartet, keine Änderung des Wetters, zurück zum Hotel, trockene Kleidung angezogen, Regenmäntel übergestriffen, wegen starkem Niederschlag dennoch in der Lobby geblieben, dann endlich bei nachlassendem Regen losgegangen, natürlich bei dem Wetter in ein Museum.

Das Canadian Museum of History beschreibt die gesamte Geschichte des Landes, von der Prähistorie über die Indianerstämme, die Entdeckung durch die Europäer, deren Auseinandersetzungen bis zur Gründung einer eigenständigen Nation sehr ansprechend in einem großzügig geplanten, architektonisch ansprechendem modernen Bau, in dem fünf Stunden nicht ausreichten, um nur die wesentlichen Exponante zu betrachten (Gruß an Ronald).

Nach Schließung des Museum um 17 Uhr noch ein Gang zum Aussichtspunkt mit dem Champlain-Denkmal und zur berühmten Riesenspinne vor dem Kunstmuseum. Unterwegs wurde der erste Biber nahe am Ufer des Ottawa Rivers gesichtet. Damit stehen außerdem auf der Liste: Elch, Reiher, Streifen- und viele, viele Eichhörnchen sowie das Kojotenreh (vermutlich ein Wolf). Wieder Regen.

Schließlich Abendessen traditionell bei einem Italiener. Die Mitreisende behauptet, sich dabei so geäußert zu haben: "Das Essen in Kanada ist ziemlich teuer, selbst wenn man hinterher keinen Cocktail trinkt." Der Reiseleiter schwört Stein und Bein, verstanden zu haben: "In Kanada kann man nur Essen gehen, wenn man hinterher noch einen Cocktail trinkt." Übrigens wird auf Pilsener Urquell die doppelte Steuer erhoben, was aus den Preisen der Getränkeliste nicht hervorgeht. Wie alles werden nur die Nettopreise (ohne Steuer) angeführt.

Abschließend ein beschwingter Abendspaziergang am Rideau-Kanal entlang.

In der Kapitalen

Mittwoch, 13.06.2018

Spätes Frühstück. Noch einmal Fahrt durch den schönen Algoquin-Park. Längere Autofahrt, ganz unterhaltsam mit dem Höhrbuch "Ein Mann, ein Fjord". Ankunft in Ottawa mit dem für eine knappe Millionenstadt üblichen Verkehrgedrängel. Zentrales Hotel unmittelbar am Parlament mit guter Ausstattung, miserabler Hinterhofaussicht und ausschließlichem Valet-Parken (30 $ pro Nacht, mit Steuer 34 $).

Ottawa wurde von Queen Victoria wegen des Streits zwischen Toronto,  Montreal und Quebec 1867 zur Bundeshauptstadt erklärt;  wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte. In Ottawa ist es kälter als in Moskau, was viele Siedler abhielt, sich hier niederzulassen. Der erste Europäer in dieser Gegend, Samuel de Champlain, legte 1613 in der Nähe des Parlamentshügels eine Rast ein, also genau da, wo sich die Reisegruppe jetzt befindet.

Am Nachmittag wurden die Gebäude und Denkmäler auf dem Parlamentshügel besichtigt und dabei einiges über kanadische Geschichte gelernt. Nach dem leckeren Abendessen gab es einen Mudslide bzw. einen Singapore Sling. Man muss die Mannschaft - so ganz trifft dieser Begriff nicht zu - ja bei Laune halten. Der Kellner sprach einige wenige Floskeln Deutsch; er hatte sie von seiner Mutter gelernt, die als kanadische Soldatin nach Düsseldorf abkommandiert war.

In der sommerlichen Abendluft unternahm der Reiseleiter noch einen ausgedehmten Gang an dem aus wasserbaulicher Sicht interessanten Rideau-Kanal.

Keine Mücken!

 

Der Kreis schließt sich

Dienstag, 12.06.2018

Fort Henry in Kingston ist auf drei Seiten vom Wasser umgeben, vom Rideau-River, vom Sankt-Lorenz - Strom und vom Ontariosee. Nachdem das erste Fort von 1812 aus Holz, das auch in Kämpfe involviert war, abgebrannt ist, errichtete man in den 1830er Jahren das heutige massive Fort. Kämpfe haben dort nicht stattgefunden; die Anlage dient auch heute noch nur Übungszwecken. Ein Privat, eine junge Dame von vielleicht 20 Jahren, führte herum und gab Erläuterungen. Der kanadische Staat erlaubt sich dieses Militärbauwerk, wo bis zu 300 Soldaten der Infanterie und Artillerie im Stile des 19. Jahrhunderts und in entsprechend alten Uniformen gedrillt werden. Die Besucher laufen auf dem Gelände einfach zwischendurch. Als unangenehm wurde empfunden, dass Schulkinder eine Uniformjacke übergezogen bekamen und auf Befehl exerzierten. Übrigens sind die Infanterieuniformen rot, weil es sich bei dieser Farbe um die Lieblingsfarbe der früheren Könige handelte, und weil rote Stoffe am kostengünstigsten herzustellen waren, weil die erforderlichen Farbstoffe aus der eigenen englischen Kolonie Indien bezogen werden konnten. Bei den Artilleristen fallen Flecken von Schwarzpulver auf dem dunkelblauen Stoff weniger auf.

Anschließend ging die Fahrt nach Toronto, dem Ausgangsort der Rundreise. Freitagmittag  - für die letzten 50 km wurden über zwei Stunden benötigt, so dass es für den geplanten Besuch im Pionierdorf zu spät geworden war.

Das Holiday Inn Downtown liegt zentral in Toronto, d. h. wieder Parkgarage und hohe Parkgebühren.

Am Abend lief der Reiseleiter noch mehrere Stunden durch die Stadt. Der Odeur an einigen Stellen im Stadtgebiet deutet auf anaerobe Prozesse im Abwasserableitungssystem hin.

Wetter: im Tagesverlauf maximal 30 ºC und leicht bewölkt. Keine Mücken.

Moose

Montag, 11.06.2018

Jetzt bekommt der Titel dieser Reise seine Bedeutung. Wir befinden uns im Moose-Land. Der Radiosender heißt Moose-FM, es werden die Moose-News verkündet, das Moose-Wetter prognostiziert und der Moose-Summer gelobt.

Der Vormittag stand im Zeichen des Sports - eine mehrstündige Fahrt in einem Zweier-Kanu über den Opeongo Lake. Bei gut 20 ºC und klarem Himel war der einsame See herrlich zu genießen, wenn bloß nicht ab und zu ein Motorboot vorbeigekommen wäre, dessen Wellen das Kanu bedenklich zum Schwanken brachten. Bei der Rückkehr gab es für die Reiseteilnehmerin noch eine ungewollte Erfrischung beim Aussteigen aus dem Kanu, doch sei das Wasser gar nicht so kalt gewesen und es war sehr sauber.

Im Algonquin Provincial Park Visitor Centre informierte ein Film über den ältesten Park Kanadas. In der Ausstellung wurden Geschichte, Geologie, Fauna und Flora anschaulich dargestellt. Die Reisegruppe erinnerte sich, dass sie vor Jahren in New York im Algonquin Hotel gewesen war, wo in den 1920er Jahren ein damals berühmter Literatenzirkel verkehrte. Der Name erinnert natürlich an die früher hier lebenden Urbewohner. Über 50 km ist der Highway lang, der durch den Park gelegt ist, man ist also immer einige Zeit zwischen zwei Zielen unterwegs.

Schließlich noch der Lookout Trail, mit schönen Blicken von den Klippen und ziemlich einsam durch den Wald. Trotz einiger Vorkehrungen fanden einige wenige Stechinsekten eine Mahlzeit deutschen Blutes.

Schon glaubte man, dass die Rede von den Elchen nur der Werbung diente, als die Globetrotter auf der Rückfahrt nach Huntsville eine Elchkuh neben dem Highway im Gebüsch grasen sahen. So ein Elch ist ganz schön groß und er sieht ziemlich dämlich aus. Bis auf wenige Schritte konnte man sich dem Tier nähern und es gab einige gute Photographien. Es war der Höhepunkt des Tages.

Der French River

Sonntag, 10.06.2018

Im French River Visitor Center informiert eine kleine Ausstellung über die Geschichte der Urbevölkerung und die Besiedlung durch die Europäer, die anfangs des 17. Jahrhunderts begann. Insbesondere französische Händler knüpften Kontakte zu den Indianern und beide Seiten handelten zu beiderseitigem Vorteil. Französische Handelsgesellschaften bestanden bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts. Haupthandelsgut waren Biberfälle. 

Welches ist das Nationaltier der Kanadier?  Der Elch, der Grizzly oder der Schwarzbär?  Alles falsch; es ist der Biber, was man jetzt auch versteht.

Der French River wurde als Haupthandelsweg benutzt, indem die Waren mit Indianerkanus transportiert wurden. An einer Stelle sind Stromschnellen entstanden, in deren Nähe französische Missionare zu Beginn des 17. Jahrhunderts eine Station gegründet hatten. Nach ihnen sind die Stromschnellen benannt, die Recollet Falls, zu denen die Reisegruppe auf dem Recollet Falls Trail hikte. Allerdings hatte sie zunächst an einer Gabelung den falschen Weg genommen und war auf wilde Pfade geraten, bevor sie umkehrte. Der Begriff  "Wasserfälle" ist zu hoch gegriffen, nach wasserbaulicher Definition handelt es sich um Stromschnellen, aber auf jeden Fall ist die Gegend so, wie man sich Kanada vorstellt, Wälder und Wasser (und Mücken).

Im Radio war der Reporter ganz aus dem Häuschen, als er das Wetter für den nächsten Tag prognostizierte, nämlich sonnig und sogar 22 ºC! Das Thermometer von Bully zeigte sogar maximal 26 ºC an.

Die Weiterfahrt führte nach Huntsville (Ontario), eine Stadt mit 20.000 Einwohnern, wo zweimal übernachtet wird. Das Best Western Plus ist wieder ganz ordentlich. Nach den Schlemmerabenden der letzten Tage ist Subway angesagt.

Im Killarney Provincial Park

Samstag, 09.06.2018

Mit bewundernswerter Kühnheit und unbändigem Überlebenswillen begab sich die Reisegruppe in den Killarney Provincial Park und überstand den Chikanishing Trail und auch noch den Granite Ridge Trail, mit waghalsigen Kletterpartien über schroffe granitene Felsformationen, die mit phantastischen Ausblicken auf die Wilderness am George Lake belohnt wurden. Nach welchem Georg der See benannt worden ist, blieb okkult, doch dürfte dieser Vorname jedem Hannoveraner wohl im Ohr klingen. Die noch von der Australienfahrt stammende Outback-Mode bewährte sich (Insektenschutznetze, die den Kopf umhüllen), dennoch gelang es 13 Stechinsekten, das Oberhemd des männlichen Reiseteilnehmers an Schultern und Nacken zu durchdringen, während die Reiseteilnehmerin völlig verschont blieb. Das DEET-Repellent bewährte sich sicher. Bären liefen nicht über den Weg, aber ein mittelgroßes Tier, das nicht eindeutig zu identifizieren war, und nach Diskussion in der Reisegruppe als Kojotenreh ausgemacht wurde.

Kulinarischer Abschluss des Tages mit einem Dinner: Smoked Georgian Bay Trout mit Potato Latke, Chives und Cucumber Crema und als Hauptgang gegrilltes Georgian Bay Pickerel mit Fingerling Potatos, House Vegetables, Pickled Vidalia Onions, Caper Berries und Tomato Butter Sauce bzw. GameFeature MP mit Känguruhfleisch.

Im Bärenland

Freitag, 08.06.2018

Morgens Weiterfahrt von Manitoulin Island über die Swinging Bridge nach Killarney ON auf George Island, das gemäß dem Straßenschild eine Population von 500 Personen aufweist, nach anderer Quelle nur 350, jedenfalls herrschte auf der letzten Stunde Fahrzeit kaum Verkehr. Die Lodge ist die bisher einfachste angetroffene, dafür liegt das Resort malerisch an einem Wasserlauf. Immerhin funktioniert WiFi, wenn auch nur im Bereich der Lobby.

Die Gegend teilt man sich mit Bären, die aber scheu sein sollen. Während man sich in Deutschland im Wald ruhig verhalten soll, ist hier das genaue Gegenteil angesagt. Bei der Wanderung durch die Natur soll man sich unterhalten oder singen, besonders laut im Bereich eines Wasserfalls.

Gute 20 ºC, leichter Wind, wolkenloser Himmel, so kann es bleiben.

Die einfache Unterkunft wurde kulinarisch kompensiert. Zum Dinner wurden Coconut Crusted Golden Fried Shrimps mit Chimichurri Sauce als Entree und Grilled Pork Tenderloin mit Yukon Gold Potatoes, Garlic Mash, Garden Vegetables und Calvados Sauce als Main Course serviert, dazu ein kalifornischer Merlot bzw. ein dunkles Bier der Sawdust City Brewing Co. kredenzt.

DEET

Donnerstag, 07.06.2018

Morgens wurde als erstes zur Guardian Pharmacy von Little Current gefahren, wo eine Spraydose OFF! Deep Sportsmen Insect Repellent mit 30 % DEET, was auch immer das sein mag, erworben wurde, gemäß der Empfehlung der Verkäuferin als das wirksamste Mittel. So ausgestattet wurde der mäßig schwierige Michigiwadinong-The Cup and Saucer Trail angegangen. Auf dem Hike hoch zu den Klippen kam es innerhalb von zwei Stunden zur Begegnung mit elf Menschen und einer dünnen, vielleicht 30 cm langen gelb-grünen Schlange, die nicht photographiert werden wollte. Die Outlooks mit Blick über Wälder und Seen waren die Mühe wert. Danach bedurfte die Reisegruppe der Geruhsamkeit.

Am Nachmittag begab sich der Reiseleiter alleine auf den Weg und kam in M'Chigeeng zum Ojibwe Cultural Foundation Museum, in Mindemoya zu Jack Seabrook's Farm Museum (niemand anwesend, aber Gelände zugänglich), in Kagawong zum Mühlen- und zum Kommunikationsmuseum (eine winzige Hütte), wanderte am Kagawang River entlang und zu den Bridal Veil Falls.

Übrigens hat es keine Mücke gewagt, auf den mit dem Repellent behandelten Hautoberflächen Blut zu saugen, aber ohne Mückenstiche ging es nicht ab, nämlich durch die Socken. Das Mittel verursacht einen etwas pelzigen Geschmack auf der Zunge.

The Great Spirit

Mittwoch, 06.06.2018

Im Niagara-Einzugsgebiet existieren etliche Wasserfälle, und die Fahrt führte zunächst zu den Inglis-Falls, wo die Familie Inglis mehrere Generationen lang eine Mühle betrieben hat. Der nächste Halt erfolgte an den Jones Falls mit der eisernen Sid Peare Bridge. Von Tobermory aus begann die zweistündige Fahrt mit der Fähre Chi-Chemann über den Lake Huron nach South Baymo auf Manitoulin Island. Auf der Fähre fuhr auch ein pensionierter Militärpfarrer mit, der als neunjähriger Junge mit seinen Eltern aus Schottland nach Kanada ausgewandert ist; sein Vater war auch Soldat. Er selbst war 1974 für sechs Wochen in Baden-Baden stationiert, danach in Norwegen. Es war die Zeit des kalten Krieges, aber egal, ob Kanadier, Amis, Russen oder Chinesen, Jesus liebt sie alle.

Inzwischen herrscht freundliches Wetter, Sonne und eine Mittagstemperatur von 21 ºC, d. h. hier Hochsommer..

Auf Manitoulin Island weisen die Namen und etliche Schilder an den Straßen auf die First Nation hin, wie die Indianerstämme hier genannt werden. Die Orte heißen z. B. Aundeck, Omni Kaning, Sheguiandah, Wikwemikong, Tehkummabh, Kagawong, M'Chigeeng, Zhiibaahaaring usw. Auch unsere Vermieterin weist indianische Gesichtszüge auf.

Die Cabin trägt den Namen "Dreamcatcher", ist eine gut ausgestattete Holzhütte (es fehlt nur eine Geschirrspülmaschine) und liegt direkt am North Channel des Lake Huron mit eigenem Ufer. Nur schade, dass wir die prächtige Holzterrasse nicht nutzen mögen;  erstmalig auf unserer Fahrt umschwirren uns Mücken. Kurz nach unserer Ankunft hielt ein Pick-up vor der Hütte und der Fahrer bot frisch gefangenen Fisch zum Kauf an, doch erklärten wir, dass wir Fisch lieber im Restaurant essen würden. Der Ofen im Raum, Marke "Napoleon", sieht aus, als ob in ihm Holzscheite brennten, doch wird er mit Propangas betrieben. 

Weil die Cabin die Selbstversorgung ermöglichte,  wurde abends im Valu-Mart von Little Current eingekauft. In dem Supermarkt gab es jedoch kein Mückenspray; dieses konnte nur in der Drogerie gekauft werden, die aber bereits geschlossen hatte.

Das Haus am See ist so schön, dass es nicht als Manko empfunden wird, dass kein WiFi verfügbar ist, weshalb dieser Tageseintrag nachträglich verfasst wurde.

Kalt

Dienstag, 05.06.2018

Bully zickte und zeigte beim morgendlichen Starten die Fehlermeldung "Tire Pressure Low", aber das kennen wir ja bereits aus dem letzten Jahr. Also zur nächsten Tankstelle mit einer Luftdrucksäule, an der wie in den USA keine Druckanzeige vorhanden ist. Zuerst muss ein Dollar eingeworfen, dann der Druckschlauch angeklemmt werden. In Gedanken zählt man bis fünf und gibt dabei Luft auf den Reifen, bei Bully für zwei Reifen. Danach war die Warnanzeige verschwunden und die Tagestour konnte beginnen.

Das erste Ziel war das Black History Museum, untergebracht in einem kleinen Wohnhaus und einsam gelegen, kein Auto davor, nur ein Schild "Open". Auf ein Wohnzimmermuseum hatte die Reisegruppe keine Lust und fuhr weiter zum Pretty River Valley Provincial Park, der von einer malerischen Straße durchquert wird, doch gab es weder ein Besucherzentrum, noch waren Wanderwege angelegt. Neues Ziel: Thornbury, das als malerisch mit einem kleinen Fischerhafen beschrieben wird. Der Hafen war schon sehr klein, der Hafen eine Marina und der Ort auch nicht besonders sehenswert, und vielleicht ist die Reisegruppe inzwischen ziemlich anspruchsvoll geworden, jedenfalls wurde ein Aufenthalt als nicht wünschenswert angesehen. Dann noch ein Versuch mit Walter's Fall, was sich interessant anhörte, vor Ort aber enttäuschte, denn ein "Fall" war nicht auszumachen. Man kann nicht jeden Tag einen Höhepunkt erleben, sonst wäre es ja keiner.

Die Gruppe friert, mittags nur 9 ºC, stark bewölkt, aber nur sehr gelegentlicher Nieselregen. Der Kellner beim Frühstück erzählte von den Campern, die vor zwei Wochen hier übernachteten, dass sie an einem Morgen mit Schnee vor dem Zelt überrascht wurden. Vielleicht hätten wir doch unsere Handschuhe mitnehmen sollen.

Die Donnernden Wasser

Montag, 04.06.2018

Wie es der Zufall will, begegnet die Reisegruppe am Morgen nochmals dem am Vortage kurz kennengelernten Ehepaar und erfuhr, dass die Frau gar keine Deutsche ist, sondern in Kanada geboren wurde, aber von einer deutschen Mutter abstammt, die aus Rostock nach Kanada ausgewandert war und die vor zehn Jahren verstorben ist; seitdem hatte sie kein Deutsch mehr gesprochen. Verheiratet ist sie mit einem Italiener, der kein Deutsch versteht und wohl auch in der Ehe nicht viel zu sagen hat. Das Paar wohnt nur vier Stunden Fahrzeit von Niagara-on-the-Lake entfernt.

Gut 20 km sind es von Niagara-on-the-Lake nach Niagara Falls, auf dem Niagara Parkway, nach Herrn Churchill der schönste Weg auf der Welt für eine Sonntagsnachmittagsfahrt.

Da gab es doch diesen Agentenfilm mit Roy Schneider, aber der spielte wohl auf der US-Seite, denn die Lokalitäten waren nicht wiederzuerkennen. Man ist nass und taub nach der Fahrt mit der Hornblower bis unter die Niagara-Fälle. Die ausgegebenen Regenponchos sind völlig unzureichend, aber irgendwie gehört es dazu, nass zu werden. Es ist ein whow-Erlebnis, und man sollte es im Leben einmal kennengelernt haben. Dass wir das noch erleben durften! Unvergesslich!

Uru und Koko haben es allerdings vorgezogen, in der Kabine zu bleiben - beide sind ziemlich wasserscheu.

Nach einer etwas mühseligen Fahrt mit Staus vorbei an Toronto und mit zunehmend geringerem Verkehrsaufkommen gelangte die Reisegruppe zum Blue Mountains Resort. Und hier kommt es zu einer erstaunlichen Begegnung. Bei der Anmeldung im Hotel erfolgt die Begrüßung auf Deutsch. Der Rezeptionist, ein junger Mann, wurde in den Niederlanden geboren, ist in Deutschland aufgewachsen, hat an der Fachhochschule Münster, Abteilung Steinfurt, Maschinenbau studiert und ist jetzt mit dem Work-and-Travel-Programm für ein Jahr in Kanada. Zufälle gibt es!

Die Absteige ist nicht schlecht, doch liegen auf jedem der beiden Queen-Betten hier nur vier Kissen. Die Klimaanlage schaltete sich von selbst ein und ließ sich nicht abschalten, bis sie plötzlich einen brenzligen Geruch von sich gab und der Rauchmelder drei Minuten lang mit schriller ohrenbetäubender Sirene seine Funktionsfähigkeit bewies. Leider lässt sich das Fenster nicht öffnen, so dass kein Luftaustausch im Raum herbeigeführt werden kann.  Der herbeigerufene Mechaniker beruhigte, dass nur etwas Staub verbrannt und alles in Ordnung sei. So war es auch.

Vor dem ersten Höhepunkt

Sonntag, 03.06.2018

Nach einem schönen Sommerabend am Mainufer und der Übernachtung in Frankfurt startete die ausgebuchte Boeing 777-300ER der Canada Air um 9:20 Uhr und landete bereits um 11 Uhr in Toronto - das ist doch eine schöne neue Zeit, und es war in der Economy Plus einigermaßen auszuhalten. Gut, daß der Flug nicht ab Hamburg ging! Die Einreise nach Kanada ist längst nicht so penibel und unangenehm wie die in die USA und sie dauerte nur wenige Minuten. Das Fluggepaeck war in Frankfurt erleichtert worden, denn Antibrumm durfte nicht mit. Der Mietwagen ist ein Nissan Rogue SWAWSD; er heißt Bully, weil er so bullig ist, und fährt sich ganz passabel, so ähnlich wie unser alter Chevi.

Vom Flughafen Pearson International Airport in Toronto - den Herrn kannten wir bisher nicht - ging die erste Strecke 140 km am Ontario-See entlang nach Niagara-on-the-Lake, wobei man allerdings auf der Fahrt den See kaum gesehen hat. Menschenleer ist die Gegend um Totonto wahrlich nicht, denn auf dem sechs- bis achtspurigem Highway herrschte ziemliches Gewusel. Zum Glück war nur die Gegenrichtung von längeren Staus betroffen.

Das Hotel genügt den Ansprüchen, ein großer Raum mit zwei Queen-Betten, jedes mit fünf Kissen. Bei der Anmeldung wurde die Reisegruppe mit einem "Willkommen" auf deutsch begrüßt, von einem Ehepaar, das ebenfalls wartete, und dem man im weiteren Tagesverlauf noch dreimal begegnete, was auf die Größe des Ortes schließen lässt.

Die kleine Altstadt des Ortes wurde ziemlich rasch erkundet, nur für die Besichtigung von Fort George war es bereits zu spät geworden. Das Wetter ist mies, immer wieder Nieselregen. Der lange Tag endete in einem irischen Pub, nicht schlecht, doch sind roastet potatoes nicht mit Bratkartoffeln zu vergleichen. An die Preise werden wir uns noch gewöhnen müssen; zu den Preisen der Liste kommen 15 % Steuern und man erwartet 20 % Trinkgeld. Günstig ist Kanada nicht, oder es liegt am Wechselkurs.

Wir freuen uns auf die Donnernden Wasser morgen früh, dem ersten Höhepunkt der Reise.