Bär - Bär

Mittwoch, 20.06.2018

Am Morgen ging die Fahrt bei bestem Bergwetter auf dem Bow Valley Parkway, der parallel zum Trans-Canada Highway verläuft, durch den Bergzug. Der Fahrer scherzte noch, dass man auf dieser wenig befahrenen Strecke wohl bald einen Bären sehen würde, und tatsächlich vergingen danach keine zehn Minuten, und zwei Schwarzbären waren in etwa 100 m Entfernung am Rand einer Wiese zum Wald am Äsen. Ein großartiger Augenblick. Die beiden Tiere ließen sich nicht stören und verschwanden bald im Unterholz.

Im nördlichen Bereich war der Bow Valley Parkway leider gesperrt, weshalb wieder auf den Trans-Canada Highway gefahren wurde. Aber vorher stand noch eine Pause bei einem Tempel der Harmonie an, an einem Trading Post. Der Reiseleiter wartete draußen vor dem Eingang und rätselte über die Funktion einer dort ausgestellten Maschine mit Elektromotor. Da wurde er von einem etwa Mitte 50 Jahre alten Motorradfahrer angesprochen. Er war auf einer Farm in der Nähe von Orten mit deutschen Namen, z. B. Munster und Hamburg, aufgewachsen und hatte als Kind eine solche Maschine bedient. In eine obere Schüssel wurde Kuhmilch gefüllt, der Elektromotor ließ die Schüssel rotieren, dabei kam es zur Phasentrennung, Milch und Sahne wurden durch die Zentrifugation separiert und in zwei unterschiedlichen Höhen aus der Schüssel abgelassen. Die Milch habe er getrunken, die Sahne verkauft und sich damit etwas Geld verdient. Sein Sohn war 17 Jahre in Europa untereegs, wo er Eishockey bei Vereinen gespielt habe, so in Krefeld längere Zeit, in Hamburg und in Zagreb. Als er einmal Deutschland besuchte und mit der Eisenbahn von Frankfurt nach Berlin fuhr, saß er im Abteil zwischen zwei kleinen Jungen, die mit ihrer Großmutter unterwegs waren. Der eine von ihnen gab ihm sein Bilderbuch und wollte nicht glauben, dass so ein großer Mann das Buch nicht lesen konnte, worüber sich alle sehr amüsierten. Übrigens fuhr er eine 950 ccm Yamaha und lobte die Höflichkeit und Freundlichkeit der Deutschen ganz besonders.

Man sollte es nicht glauben, aber in dem "einsamen" Kanada auf dem Trans-Canada Highway stand die Reisegruppe in einer Straßenbaustelle nahezu eine Stunde lang im Stau. Das hätte sie auch in Deutschland erleben können, aber nicht mit einem so grandiosen Ausblick auf die Bergwelt. Vermutlich erfolgte eine Sprengung zur Verbreiterung des Highways. Im Radio laufen nur wenige Sender, mehrere auf Französisch, und teils mit nur wenig Musik. So wurde die mitgebrachte CD "Adele" eingelegt, gut zu hören, auch mehrfach.

Etwas westlich von Field liegt die Natural Bridge im Yoho National Park. Hier bildete der Kicking Horse River früher einen Wasserfall, bis er sich soweit in das Kreidegestein mit Unterstützung von schmirgelndem Sand gefressen hatte, dass ein Tunnel entstand. Irgendwann wird dieser Tunnel einmal einbrechen und ein Schlund entstehen. Beeindruckendes Wasserturbulenzschauspiel. Übrigens hat der Reiseleiter während seines Studiums ein Semester lang die Vorlesung "Wildwasserverbau" gehört.

Der Emerald Lake im Yoho NP ist nicht nur namentlich ein Juwel. Umgeben von Bergspitzen, diese teils mit Schneehauben, schillert er in unterschiedlichsten Grün- und Blautönen. Das Parken war schwierig;  der Platz war voll. Die Reisegruppe lief den Emerald Lake Trail, einmal um den See, ein schöner Gang.

"Komm' auf die Schaukel, Luise!" Wer kennt dieses schöne alte Lied von Hans Albers nicht mehr und wem klingt es nicht mehr in den Ohren? Doch wohl noch jedem! Das Schaukeln kostete nur einen Groschen und war ein großes Pläsier.  So eine Luise ist vielleicht auch hier gewesen sein, natürlich in ihrer französischen Schreibweise "Louise", denn hier in den Rockies ist ein See nach ihr benannt, nämlich nach der vierten Tochter von Queen Victoria. Der See ist wohl der am meisten besuchte Ort des Banff NP. Ein Superlativ. Entsprechend viele Touristen waren vor Ort, dabei Hochzeitspaare mit professionellen Photographen. Am Vormittag war der Parkplatz noch wegen Überfüllung gesperrt, am Nachmittag gegen 16 Uhr, als die Reisenden dort eintrafen, gab es einzelne Parkplätze. Berühmt ist auch das am See gelegene Fairmont Chateau Lake Louise, z. B. Drehort von Dr. Schiwago. Die Reisegruppe wäre eingekehrt, hätte sie nicht noch einen weiteren Punkt auf dem Programm gehabt.

Nämlich die Cave and Basin National Historic Site. Hier wurde 1883 die heiße Quelle von Herrn Banff entdeckt. Er hatte von Anfang an die Absicht, daraus einen Badeort zu machen. Diese Anlage wurde der Anfang der kanadischen Nationalparks. Im Tagesverlauf kam es nur hier zu erheblicher Mückenbelästigung. Übrigens volles Verständnis für Julia Scharf.

Bisher erfolgte das Tanken wie in Deutschland. An der Tankstelle in Banff hing ein Schild "Payment before", was auch einfach erfolgt. Man begibt sich vorher zur Kasse, sagt, dass man volltanken möchte, hinterlegt seine Kreditkarte und tankt danach.

Beim Abendessen (Hauptgang Steak-Sandwich) war ein Pint die kleinste Glasgröße für Bier.

Tagsüber bis 27 ºC, klar, nachmittags zunehmend bewölkt und abends Gewittergrollen in der Ferne.