Berichte von 07/2018

Tsos Ye Eek'waa sa Teen

Samstag, 14.07.2018

Pünktlich auf die Minute (!) legte die Nieuw Amsterdam um 7 Uhr morgens in Vancouver an. Die Koffer waren bereits bis Mitternacht auf den Gang gestellt worden und wurden ins Terminal geschafft, Letztes Frühstück an Bord mit Parfait und Lachs-Omelett (das wird uns zukünftig fehlen).

Die am häufigsten an Bord gehörten Worte waren "Oh, God!" und "Really?" Ein US-Amerikaner echauffierte sich "Das sind ja alles keine Kanadier, in Wirklichkeit sind es Briten."

Fast 4.000 Photographien zuzüglich 438 Handy-Aufnahmen der Mitreisenden.

Am Nachmittag neuneinhalbstündiger Direktflug nach Frankfurt, einigermaßen angenehm in der Premium Economy. Die Reisegruppe fliegt gerne mit Lufthansa. Nur ganz kurze Wartezeit auf den IC nach Münster. Dort auf dem Bahnhof noch Ronald getroffen, der vom selben Bahnsteig aus nur eine Viertelstunde später zu einem einwöchigen Seminar nach Berlin abfuhr, und Andrea bot sich als Taxi an. Schöner Empfang zu Hause von drei Söhnen, die mit viel Mühe ein Grillempfangsessen vorbereitet hatten. Und es gab Welcome-Sekt. Die Zeit der Cocktails ist erst einmal vorbei.

Nun rätselt man schön, was die Überschrift bedeutet.

Inside Passage

Freitag, 13.07.2018

Ein zweites Mal wurde die Inside Passage passiert (fast ein Hendiadyoin), eine geruhsame Fahrt zwischen den über 1.000 Inseln nördlich von Vancouver hindurch, vorbei an zerklüfteten, unbesiedelten Fjorden, beeindruckenden Berglandschaften und Inseln mit dichten Wäldern, dieses Mal bei strahlendem Sonnenschein. Die Reisegruppe ergatterte am Vormittag zwei Liegen vor den großen Panoramafenstern im "Krähennest" auf dem 11. Deck und besetzte diese Plätze standhaft bis zum Abendessen, mit Verzicht auf den Lunch.

Den Reiseleiter erfreute erneut der Anblick von einigen Delphinen, die ihren Spaß daran hatten, das Schiff eine kurze Strecke zu begleiten; ansonsten verschlang er den Tag über den Historienroman "Rheines Gold" von Andrea Schacht, der zur Römerzeit in Köln mit einigen Ausführungen zur Wasserversorgung und Badekultur handelt, flüssig zu lesen, teilweise schmachtend. Die Mitreisende widmete sich ihrer Hexenhaus-Stickerei, zu der sie mehrfach angesprochen wurde.

Abends B. B. King's All-Stars und Cocktails.

The World Famous George Inlet Crab Feast

Donnerstag, 12.07.2018

Wie jeder weiß, ist Ketchikan die fünftgrößte Stadt Alaskas und gleichzeitig "Lachshauptstadt der Welt" (Port Alberni hatte sich ja auch bereits als "Salmon Capital of the World“ bezeichnet; welche ist es denn nun: Ketchikan oder Port Alberni?). Jedenfalls wurde hier 1886 die erste Lachsverarbeitungsfabrik gegründet und zwölf Jahre später, beim Goldrausch, wurde es zur Boomtown. Über dreißig Bordelle entstanden, darunter Dolly's House an der Creek Street, ein Plankensteg auf Pfählen. Drei indianische Stämme sind in der Region beheimatet, wovon einige Totempfähle zeugen.

Zunächst brachte ein Minivan die Reisegruppe und drei Japaner auf einer halbstündigen Fahrt zur George Inlet Lodge zum Riesenkrabbenessen. Natürlich isst man "mit die Fingers" und das mit etwas Mühe herausgepulte und in flüssige Butter eingetauchte Fleisch schmeckt köstlich. Die Mitreisende äußerte sich: "Nie hätte ich geglaubt, dass man von Krabbenfleisch piffsatt werden kann." Ständig wurden neue Krabbenarme (oder Krabbenbeine?) nachgelegt und flüssige Butter nachgegossen. Unter den zwölf Tischen war ein Wettbewerb ausgerufen worden, wer den höchsten Abfallberg an Krabbenschalen auf einem Teller in der Mitte des Tisches erzeugen würden, was mit einem Maßband festgestellt wurde. Der Siegermannschaft wurde ein Preis versprochen, und der bestand, wie sich am Ende herausstellte, darin, dass sie den Krebstanz aufführen durften, also albern mit Armen und Händen wackeln.

Die Reisegruppe saß mit einem älteren Ehepaar aus Minnesota am Tisch zusammen, die ein Grundstück direkt am Mississippi, etwa 800 km nördlich von St. Louis, ihr Eigen nannten. Die Großmutter des Mannes stammte aus Preussen und war kurz vor der russsichen Revolution nach Amerika ausgewandert. Er selbst habe sein Geld mit drei Firmen gemacht, die Läden und Kaufhäuser einrichteten oder die Einrichtungen designten, bis hin zur Auswahl von Grafiken für die Wände. Sie hätten keine Kinder, bräuchten nichts zu vererben und gäben ihr Geld für Reisen aus.

Die junge Kellnerin hatte den deutschen Akzent herausgehört und berichtete, dass ihr bester Freund in Bonn Geographie studiere.

An der Strecke zwischen Ketchikan und der Lodge befand sich ein Baum nahe an einem Hafenbecken, auf dem etwa zehn Seeadler mit eingezogenen Flügeln hockten und auf Lachse und die Rückkehr der Fischer warteten; sie heißen hier "Bold-Eagles".

Am Nachmittag, als der Reiseleiter alleine durch die Straßen striff, bewies Ketchikan, wie über dreieinhalb (!) Meter Jahresniederschlagshöhe zustande kommen, denn es hatte begonnen, in Strömen zu gießen.

Nach dem Ablegen den Vortrag "Alaska Bush Pilot's Erfahrungen" gehört, dann die Abendshow "Magic Rocks" des Illisionisten Leon Etienne gesehen, dessen Vorführungen ganz erstaunlich und mit denen der Ehrlich-Brothers vergleichbar sind. Tolle Show! Schließlich bei billboard onboard "The 1980s" gehört und Cocktails getrunken (B. B. King's All-Stars pausierten an diesem Tage).

Die Gletscher-Bucht

Mittwoch, 11.07.2018

Noch während der Nacht fuhr die Nieuw Amsterdam in die Glacier Bay, dem nördlichsten Punkt der Reise, ein und nahm einen Park Ranger des Glacier Bay National Parks an Bord, der den ganzen Tag über die Fahrt begleitete und kommentierte. Das Schiff glitt am Reid Glacier, am Lamplugh Glacier und am John Hopkins Inlet vorbei. Der mächtigste aber ist der nach einem französischen Geologen benannte Margarie Glacier, an der Front 80 m hoch; 30 m liegen unterhalb des Wasserspiegels. Auch wenn sich augenscheinlich nur relativ kleine Stücke abspalteten, war es mit einem grollenden Donnern verbunden. Das Schiff harrte eine Stunde vor dem Gletscher aus und in dieser Zeit kalbte er viermal.

Alles wolkenverhangen, Grau in Grau, später auch Regen. Leicht bewegtes Wasser. Der Reiseleiter sah den Kopf eines Seehundes, der am Schiff vorbeischwamm. Auf dem selben Wege wie hinein zurück aus der Glacier Bay.

Nach dem kleinen Lunch Bildervortrag über die Kultur der Tlingits, die die Region seit tausenden Jahren bevölkerten. Ein Stammesangehöriger berichtete über Sitten und Bräuche, wonach alle Menschen eines Stammes wie die Mutter entweder den Adlern oder den Raben zugehörig sind. Ein Adler-Mensch kann nur einen Raben-Menschen heiraten und umgekehrt. Sehr gerne werden die Eier von Seeadlern gegessen, und als Kind habe er sich sehr gewundert, dass die Adlereier genauso wie Hühnereier schmeckten.

In der Kabine, nein, im "Stateroom", den Disney-Film "Bears" angesehen (passte genau nach Alaska). Danach die Show "On The Charts - A Concert of Hits from Elvis to Beyoncé". Anschließend auf Einladung (ohne Getränke) von DER Touristik Deutschland, die wohl meinten, mit dieser Reise genügend Geld mit uns verdient zu haben, ein feines Abendessen im Pinnacle Grill Restaurant, einem Edel-Restaurant auf dem Schiff, wo die Kellner vornehmer als die Gäste sind. Sehr leckeres Essen, teuerste Getränke (ein Glas Wein etwa 20 $). Der Kellner war Serbe, kannte Münster aber nicht, auch nicht den 30-jährigen Krieg, dafür aber Dortmund mit seinem Lieblings-Verein BVB (sagt er).

Beim Essen im Speisesaal auf dem Schiff wartet man, wie fast überall in Kanada, dass man "geseated" wird. Beim Hinsetzen wird einem natürlich der Stuhl untergeschoben. Zur Stoffserviette greift man nicht selbst, sondern sie wird einem vom Kellner über dem Schoß ausgebreitet.

Am späten Abend B. B. King's All-Stars und Cocktails.

Shghawéi

Dienstag, 10.07.2018

Morgens um 7 Uhr legte das Schiff in Skagway (Shghawéi, das heisst "windiger Ort", und zwar zu Recht) an. Bereits von Deutschland aus war ein Landausflug bis über die Grenze nach Kanada gebucht worden. Annie stellte sich als Reiseleiterin vor, steuerte den Kleinbus mit 16 Ausflüglern selbst und gab während der vierstündigen Fahrt Erläuterungen per Mikrophon ab.

Annie ist verheiratet, geschätzt Anfang 40 Jahre alt, und lebt mit ihrer Familie ohne fließendes Wasser in einer Siedlung mit 50 Einwohnern, von wo sie fünf Stunden bis zur nächsten Einkaufsmöglichkeit benötigt. Ihre 21 Jahre alte Tochter studiert in Fairbanks Film und Fernsehen und moderiert bei einem Radiosender. Um mit ihr zusammenzukommen, dauert die Reise 24 Stunden, aber manchmal hört sie ihre Tochter morgens im Radio. Annie meint, dass ihre Tochter genau das Richtige mache, denn sie sei eine "Drama-Queen".

Als Kind wollte ihre Tochter einmal bei Halloween als Batman gehen. Dafür wurde die Schuluniform genommen, die ohnehin schwarz war und nur wenig ergänzt werden musste. In dem kleinen Ort mit den 50 Menschen ging Annies Tochter dann von Haus zu Haus. Annie hatte mit den Nachbarn verabredet, dass keine Süßigkeiten gegegeben werden sollten, sondern Mehl, Eier, MIlch usw. Es haben dann alle Dorfbewohner gemeinsam mit ihrer Tochter gebacken und ein kleines Fest veranstaltet.

Annie besitzt auch einige Schlittenhunde, die an Rennen teilnehmen. Die Leithündin hat die Eigenart, ihre eine Vorderpfote hochzuheben, obwohl zwischen den Zehen nichts eingetreten ist, um Fürsorge zu erfahren. Nach sechs Stunden Fahrt müssen die Hunde sechs Stunden pausieren, in denen sie gepflegt werden. Dann bleiben noch eineinhalb Stunden für den Schlitten und den Schlittenführer, so dass nur wenig Schlaf möglich ist. Annie selbst hat ein 1.000 km-Rennen durchgestanden.

Bei Nebel und Regen führte die Ausflugsfahrt auf dem Klondike Highway Richtung Yukon durch Regenwald, subalpine Tundra und boreale Wälder über die Grenze nach British Columbia (Kanada). Wenn man bereits mehrfach in die USA eingereist ist und dabei teilweise schikanös anmutende Grenzkontrollen erlebt hat, staunt man, wie lapidar die Grenzübertritte aus den USA nach Kanada und danach wieder zurück gehandhabt werden. Bei der Einreise nach Kanada musste im Bus nur der Pass mit der Photoseite neben das Gesicht gehalten werden, worauf eine kanadische Grenzbeamtin einen kurzen Blick warf, bei der Rückreise in die USA erfolgte überhaupt keine Kontrolle der Businsassen, sondern nur eine kurze Absprache zwischen Annie und dem ihr offensichtlich bekannten Grenzbeamten.

Höchster Punkt war der berüchtigte White Pass in den Boundary Ranges der Coast Mountains. Bei dem Goldrausch 1897/98 lag der Pass auf einer der Hauptrouten, auf denen Goldsucher von Juneau nach Klondike gelangten. Die Zustände waren katastrophal. Längs der Strecke lagen Ausrüstungsgegenstände und zahlreiche tote Lasttiere.

Die Yukon Suspension Bridge führt nicht, wie man vermuten kann, über den Yukon River, sondern über den Tutshi River. Für die Überquerung der Brücke werden pro Person 20 $ verlangt, was den Reisenden die 60 m Brückenlänge nicht wert war. Kurz wurde an mehreren Punkten mit Ausblick auf Seen und Berge gehalten. Dann wurde noch ein kapitaler Karibuhirsch gesichtet, der sich aber schnell abwandte und nur noch von hinten photographiert werden konnte.

Den Nachmittag über streifte der Reiseleiter alleine durch Skagway.

Abends "Alaka in Concert", wunderschöne Aufnahmen von Tieren, Wäldern, Seen und Bergen der BBC-Earth-Fernsehserie "Wild Alaka", untermalt mit eigens dazu komponierter Musik eines Ensembles mit zehn Musikern. Spitzen-Filmaufnahmen und Spitzen-Musik.

Zum Tagesabschluss B. B. King's All-Stars und Cocktails.

 

Wie heißt die Hauptstadt von Alaska?

Montag, 09.07.2018

Weiß doch jeder: Juneau, benannt nach Joseph Juneau, der in einem Bach in der Nähe 1880 Gold fand. Heute leben 32.000 Einwohner in dem Ort, wo die Reisegruppe gerade eingetroffen ist.

Nach einem feinen Frühstück, wieder mit Lachs-Omelett, einige Zeit auf dem 11. Deck im Explorationscafé ganz vorne an den großen Sichtscheiben gesessen; die wenigen Plätze sind fast ständig belegt, danach kleiner Lunch und dann Anlanden in Juneau.

90 $ für zwei Personen war die Tour zum 20 km entfernten Mendenhall Glacier Visitor Center nicht wert, und erstaunlicherweise war auch kein Taxi aufzutreiben, als ob die Anweisung bestand, dass die Schiffspassagiere die Touren buchen sollten. Zudem hatten die Reisenden in diesem Jahr bereits einige Gletscher in Patagonien gesehen und es stand auch noch der Besuch der Glacier Bay an. Also beschränkte man sich auf die Besichtigung der "Stadt" mit dem vermutlich hässlichsten Kapitol aller US-Bundesstaaten. In der russisch-orthodoxen Kirche war das Interieur original aus dem 19. Jahrhundert erhalten geblieben.

Abends B. B. King's All-Stars und Cocktails.

Vermutlich sind die Regenmäntel und -schirme in dem Hotel in Vancouver zurückgeblieben.

Ein Tag auf See

Sonntag, 08.07.2018

Zum Frühstück im Dining Room das leckerste Breakfast der ganzen bisherigen Reise, ein Omelett mit Lachs und Frischkäse. Dann Vortrag "Wildlife Spotting auf Deck". Beim Hinausgehen auf das Promenadendeck begleiteten einhundert oder mehr Pazifische Weißseiten-Delphine das Schiff, ein großartiger Anblick. Sie sprangen kurz hoch und tauchten sofort wieder ab. Dann nahm die Reisegruppe eine große Seeschildkröte wahr, die direkt neben dem Schiff davonpaddelte. Ein Seeadler flog dicht am Schiff vorbei. Generell ruhige See. Nachmittags Vortrag "Willkommen im Great Land" ("Alaska" bedeutet nämlich "Weites Land").

Die Nieuw Amsterdam fährt ständig parallel zur Küste nach Norden. Die Landschaft verändert sich nicht: kleine Erhebungen, bis ans Wasser dicht bewaldet, im Hintergrund höhere Berge, einige mit etwas Schnee beeckt. Es waren an diesem Tage höchstens fünf kleinere Boote in Ufernähe auszumachen.

Abends feines Dinner (Kleiderordnung), danach B. B. King's All-Stars mit Madame Angelique aus Monroe in Louisiana (fast eine zweite Whitney Houston) und Cocktails. - Am dritten Tag gesellte sich der junge Sänger Chris aus New York zur Combo.

Die Reisegruppe logiert nicht in einer Kabine, sondern in einem Stateroom (wie alle Passagiere). Das Brummen im Raum rührt nicht vom Kühlschrank her, sondern vom Schiffsmotor, ist aber nicht übermäßig laut.

Beginn der Alaskafahrt

Samstag, 07.07.2018

Morgens Frühstück bei Tim Hortens. Es wird erzählt, dass die kanadischen Soldaten in Afghanistan versorgt werden sollten und McDonalds und Burger King nicht zugelassen wurden, aber Tim Hortens, der ein kanadischer Eishockeyspieler war und die Schnellimbisskette gründete. Dann Bully2, der 3.526 km treu und zuverlässig gedient hatte, bei Alamo am Flughafen von Vancouver unbeschädigt zurückgegeben. Mit dem SkyTrain zur Waterfront gefahren, die beiden großen Koffer am Schifffahrtsterminal aufgegeben, einige Wartezeit an der Waterfront verbracht, danach Anmeldung, Sicherheitskontrollen und "Einreise in die USA" durchgeführt (insgesamt dauerten diese Prozeduren etwa eine knappe Stunde), und dann genießen, genießen, genießen auf der Nieuw Amsterdam der Holland America Line unter Kapitän Edward G. van Zaane, der mit einem früheren Mannequin verheiratet ist. Das Kreuzfahrtschiff kann 2.100 Passagiere aufnehmen und ist fast 300 m lang, ein gewaltiger Kasten mit 11 Decks. Fast durchgehend werden irgendwelche Veranstaltungen angeboten, abends immer eine "große" Abendschau.

Nachmittags Pflichtteilnahme am Mandatong Passenger Emergency Muster Drill. Wer nicht daran teilnahm, wurde laut Ankündigung von der Mitnahme ausgeschlossen. Jeder Teilnehmer wurde mit seiner Personenkarte registriert. Die Übung dauerte etwa 20 MInuten und bestand im Wesentlichen im Aufsuchen des zugeordneten Treffpunkts im Notfall und der Erläuterung, wie eine Schwimmweste anzulegen ist.

Für WiFi auf dem Schiff ist zu zahlen, je nach Kapazität und Übertragungsgeschwindigkeit zwischen 80 und 150 $ für die eine Woche. Nun, es handelt sich um eine holländische Reederei. Doch verzichtete die Reisegruppe auf die Nutzung, weshalb die Tagesberichte auf dem Schiff nachträglich verfasst wurden.

Am Abend beim Essen direkt an einer großen Fensterscheibe wurde ein kleiner Wal gesichtet, der blies und abtauchte, bevor er photographiert werden konnte; der Reiseleiter, der ihn zuerst gesehen hatte, hielt ihn zunächst für einen Holzstamm.

Später in der B. B. King's Bar, mit Cocktails. Die gesungenen Texte wurden von den Reisenden nicht gleichermaßen verstanden; so schwankte man bei einem Song zwischen "Starbucks" und "Starwars". Man kann seine Zeit unangenehmer verbringen.

Bittere Trennung

Freitag, 06.07.2018

Als die Mitreisende am Morgen ihre Tagesration Medizin aus der Vordertasche des Rucksackes entnehmen wollte, stellte sich heraus, dass ebenjener fehlte. Nach kurzer Eruation war klar, dass der Rucksack in dem Lunch-Lokal vom Vortage liegengeblieben war. Also wurde dem Reiseleiter aufgegeben, sich schnellstmöglich auf den Weg zu begeben und den Rucksack herbeizuschaffen. In der Gaststätte meinte man zunächst, das verlorene Stück nicht gefunden zu haben, doch war die zweite Suche erfolgreich. Nun befanden sich nicht nur die Medikamente im Rucksack, was an sich bereits tragisch genug war, sondern auch die Herren! Und wie haben sie sich beklagt! Als sie merkten, dass sie vergessen worden waren, hätten sie bitterlich geweint. Sie mochten gar nicht glauben, dass man sie vergessen haben konnte. Es sei Stunde um Stunde vergangen, in denen ihre Hoffnung, wieder in ihre Heimat, als die sie ja nach der langen Zeit ihr Monasterium ansehen, zu gelangen. Beim Wiedersehen begannen sie vor Ausgelassenheit zu tanzen und es flossen reichlich Freudentränen. Sie nahmen das Versprechen ab, dass man sie nie, nie, nie wieder vergessen dürfe, zu Recht. Andererseits hätten sich Uru und Koko ja auch einmal melden können.

Victoria, adieu! 40 km Fahrt nach Norden zum Fährhafen Swartz Bay, von wo mit einer Fähre nach Tsawwassen übergesetzt werden sollte. Allerdings wurde die erste Fähre um zwei Fahrzeuge verpasst, dann war sie voll. Das hieß, eine Stunde lang auf die nächste Möglichkeit zum Übersetzen zu warten. Die Fährfahrt dauerte etwa eineinhalb Stunden und verlief etwas kurvig durch die Inselchen zwischen Vancouver Island und dem Festland. Von Tsawwassen, wie hier der Stamm der First Nations hieß, führte die verkehrsreiche Fahrt zum Sandman-Hotel in Flughafennähe. Das Zimmer ist klein, aber es ist ja auch nur für eine Nacht.

So blieben nur wenige Stunden, noch etwas von Vancouver zu sehen. Bully2 blieb am Hotel stehen und die Reisegruppe begab sich mit dem SkyTrain zur Waterfront, eine etwa halbstündige Fahrt. Der erste Eindruck war enttäuschend; an der Station "Waterfront" kam man nicht ans Wasser. Die Reisenden schlenderten zunächst längs der Cordova St und der Water St durch Gastown, benannt nach John "Gassy" Jack Deighton, der hier 1867 das erste Lokal eröffnete. Gastown ist die Altstadt von Vancouver, doch viel Altes ist nicht vorzufinden. Bis auf die Dampfuhr, zu deren Pfeifen sich die Reisenden um 4 Uhr p. m. eingefunden hatten, gemeinsam mit einer ziemlich großen Meute Touristen. Und die Uhr hat ihre Melodie schön gepfiffen.

Es bot sich an, die am Folgetag zurückzulegenden Wege bereits zu eruieren. Deswegen begab sich die Gruppe zum Canada Place, wo gerade ein Kreuzfahrtschiff ablegte, die Celebrity Millenium. Dieser Bereich des Hafens ist modern angelegt und es lässt sich gut promenieren, mit Blick auf das Hafenleben und auch die hier vielfach verkehrenden Wasserflugzeuge, offensichtlich aber nur mit Touristenrundflügen.

Weil die umgebenden Berge bereits von dunklen, schwarzen Wolken geküsst wurden und es aus nicht allzuweiter Ferne bedrohlich donnerte, fuhren die Reisenden wieder mit dem SkyTrain zurück zu ihrem Hotel in Richmond, wo die Sonne (die Reisegruppe aus)lachte.

Sonniges Victoria

Donnerstag, 05.07.2018

Abfahrt bei dichter Wolkendecke und leichtem Regen, etwa 200 km nach Süden durch Regenwald und vorbei an Seen und Bächen. Bei der Ankunft in Victoria strahlte die Sonne und es wurde bis zu 26 ºC warm. Unterwegs wurde wohl zum letzten Mal auf dieser Reise getankt, Regular für 1,48 $, ziemlich teuer, aber hier auf Vancouver Island sind die Benzinpreise höher als auf dem Festland.

Victoria hat ja vielfältige Bedeutungen; hier geht es um die Stadt, die 1843 als Fort Victoria gegründet wurde, und die beim Goldrausch ab 1858 turbulente Zeiten erlebte und wo das Gesetz nicht viel galt. Die Stadt zählt etwa 300.000 Einwohner, ist damit etwa so groß wie Münster, aber mit dem Hafen viel quirliger. Für Kreuzfahrtschiffe liegt der Anlegebereich etwas abseits, doch lässt sich das Zentrum von dort zu Fuß innerhalb einer Viertelstunde erreichen. Vielleicht lag es nur am sonnigen Wetter, dass der Reisegruppe der Innenstadtbereich am Hafen so gut gefiel. Das Embassy Inn, Unterkunft für eine Nacht, liegt gegenüber dem Provinzparlament, ein burgähnlicher Bau, auf dessen Innenbesichtigung (nur mit Führung) die Gruppe aus Zeitgründen verzichtete. Man lief bis Chinatown, wo kaum etwas an China erinnert. Nach einem ordentlichem, etwas verspätetem Mittagsmahl, dabei Pacific Cod (wohl Kabeljau) zog sich die Reisende zurück, während der Dauerbegleiter alleine um die halbe Halbinsel lief. Erwartungsgemäß ist Fisherman's Wharf sehr touristisch und anstelle der überall angekündigten Seehunde sah der Wanderer nur eine Seeottermutter (oder heißt es Seeotterkuh?) mit zwei Jungen, putzig unterwegs. Am Ogden Point lagen zwei Kreuzfahrtschiffe, von denen eines beim Auslaufen beobachtet wurde. Ständig stiegen Wasserflugzeuge mit Touristen zu Rundflügen auf oder landeten. Dazwischen fuhren kleine Wassertaxis im Hafen kreuz und quer.

Im Aufzug im Hotel fuhr ein großer, beleibter Chinese mit, der sich nach der Herkunft erkundigte, und als er "Germany" hörte, die Reisegruppe unbedingt nach Bavaria orten wollte, wo sich sein Sohn einmal aufgehalten hat.

Im Regenwald ohne Regen

Mittwoch, 04.07.2018

Auch in Kanada gibt es einen Regenwald, am Pazifik vor dem Küstengebirge. Im Pacific Rim National Park fallen jährlich durchschnittlich über 6.000 mm Regen (in Münster 770 mm). Von Port Alberni, der Welthauptstadt der Lachse, unternahm die Reisegruppe einen 220 km langen Ausflug auf dem Pacific Rim Highway nach Ucluelet, where the forest meets the sea, in den Nationalpark. Nach kurzer Information im Visitor Centre liefen die beiden Reisenden den Lighthouse Loop. Er gilt als eine der schönsten Wege im Regenwald der gemäßigten Breiten, und das zu Recht. Am Ende der Ucluelet-Halbinsel führt der Trail an der felsigen Küste mit zahlreichen Ausblicken, wo zumeist Bänke zum Rasten einladen, und am Amphitrite Lighthouse vorbei. Aus vielen Photographien ließen sich Postkarten herstellen. Einzige Enttäuschung: es zeigte sich kein einziger Wal. Dafür war das sonnige Wetter mit bis zu 27 ºC in diesem regenreichen Gebiet der Gruppe ausgesprochen hold. Und die Mückenfrequenz war ausgesprochen niedrig.

Zurück in Port Alberni gab es für jeden einen Wrap, der an einem Tisch an der Waterfront verspeist wurde. Es scheint üblich zu sein, den umgebenden Teig einzufärben (rot bzw. grün), was man nicht herausschmeckt. Abends im Convenience Store gegenüber dem Hotel wurden zwar einige gefrorene Fertiggerichte angeboten, aber nur für die Zubereitung im Backofen und mit Hinweisen versehen, dass sie nicht für die Mikrowelle geeignet seien. Das einzige Gericht im Laden, dass in einer Mikrowelle erhitzt werden konnte, war eine asiatische Nudelsuppe, zu der der pakistanisch anmutende Kassierer bemerkte, dass sie selbst ihm die Tränen aus den Augen treiben würde. So vorgewarnt wurde nur die halbe Menge der Suppenbasis zu den Nudeln gegeben und das war gut so.

Die Wasserläufe tragen zuweilen lustige Namen, wie Cats Ear Creek oder Lost Shoe Creek. Am Vortage führte der Weg über den Whiskey River (Gruß an Thoralf).

Dritter Waschtag, in einer Laundry gegenüber dem Hotel; neben der Laundry befinden sich ein Convenience Store sowie ein Liquor Shop, sehr praktisch.

Der Mitreisenden geht es ein klein bisschen besser.

Um wessen Gedenktag handelt es sich heute?

Sonne auf Vancouver Island

Dienstag, 03.07.2018

Morgens Richtung Süden auf dem Sea-to-Sky-Highway durch Wälder, Berge und an Seen vorbei, so wie man sich Kanada vorstellt, bis Horseshoe Bay etwas nördlich von Vancouver. Die Fähre hatte gerade 20 Minuten zuvor abgelegt und auf die nächste wartete die Reisegruppe eine gute Stunde, wurde von dieser aber auch ohne Zeitreservierung (es war nur die Fährfahrt an diesem Tage reserviert) mitgenommen.

Nach dem Ablegen tauchte die Skyline von Vancouver auf, die an Chicago erinnerte. Die Fähre nahm Kurs auf Vancouver Island, wo sie nach zweieinhalb Stunden in Nanaimo eintraf. Der Straßenverkehr war auf der Insel unerwartet stark, nahm aber auf der Fahrt Richtung Norden ab. Immerhin ist die Insel 450 km lang und bis zu 140 km breit.

Das erste Mal wurde an Coombs Country Candy am Old Nanaimo Highway gehalten. Der Süßigkeitenladen war deutlich kleiner als nach anderen Reiseberichten erwartet, doch schleckte die Reisegruppe dort leckeres Eis. Am Nachmittag herrschten inzwischen angenehme 23 ºC bei herrlichem Sonnenschein.

Zweimal wird im Hospility Inn in Port Alberni übernachtet. Die Unterkunft ist einfacher als frühere, aber mit Kühlschrank, Mikrowelle und einer kleinen Klimaanlage ausgestattet. Die Mitreisende fühlt sich noch immer flau.

Wie der Reiseleiter am Abend feststellte, ist Port Alberni eine naja-Stadt, mit einem sehr kleinen Industriehafen und einer kleinen Marina. Gegen 20 Uhr war der Reiseleiter der einzige Passant in der "Innenstadt" und er sah in den Restaurants und Cafes, an denen er vorbeikam, höchstens 20 Personen sitzen. Wenn das die Hauptsaison ist, wie mag es dann in der Nebensaison aussehen?

 

Lost Lake

Montag, 02.07.2018

Obwohl die Reisegruppe an diesem Morgen auch erst um Viertelzehn zum Frühstück erschien, erhielt sie noch eins. Erfreulicherweise fühlte sich die Reiseteilnehmerin wohlauf genug, um bei sonnigem, kühlem Wetter mit auf den nicht übermäßig langen Lost Lake Trail zu gehen. Die Umrundung des kleinen Sees bot großartige Blicke auf das Gewässer inmitten der umgebenden Berge. Am Ufer sind Bereiche für Angler, für Hunde und zum Baden ausgewiesen. Nach der Rückkehr ins Hotel wottsäppte die Mitreisende, ein gutes Zeichen. Am Nachmittag ruhte die Mitreisende, während der Fahrer nach den sitzenden Etappen der letzten Tage einen längeren Gang via Rainbow Park und Alta Lake zur Rainbow Bridge und den Rainbow Falls unternahm (trocken, mittelwarm, sehr wenige Mücken).

Abendessen in Whistler: Ein Teller Blumenkohlsuppe für 11 $ und ein Teller Spaghetti mit Fleischbällchen für 21 $ (so steht es auf der Speisekarte), beides zuzüglich 5 % Goods and Service Tax + 8 % Provincial Sales Tax + 15 % Bedienung. Bei Bier und Wein kommt noch eine separate Alkoholsteuer obendrauf.

Wessen Gedenktag ist heute?

Whistler

Sonntag, 01.07.2018

Nach den Wilderness-Tagen genossen die Kanadareisenden die großen komfortablen Betten und erschienen um 9:15 Uhr zum inkludierten Frühstück, wo sie erfuhren, dass die Frühstückszeit um 9 Uhr endete. Kein Frühstück! Dafür gab es aber beim Abmelden eine Tüte mit, weil an diesem Wochenende Stampede Days in Williams Lake sind. Darin waren ein Einkaufsnetz, ein Stück Sudz Natural Soaps (riecht nach Lavendel), ein Glas (275 g) Sudz Scrubs Pink Grapefruit und eine kleine sternförmige Keramikschale enthalten; immerhin eine nette Geste.

Anschließend begann die Fahrt im Wesentlichen Richtung Süden, insgesamt 400 km, nach Whistler, zunächst auf dem Cariboo Highway. Der erste Halt erfolgte an der 108 Mile Heritage Site, ein kleines Museumsdorf. Ein glücklicher Zufall fügte es, dass dort an diesem Sonntag eine besondere Veranstaltung stattfand, zu der sich einige Akteure im Stile des 19. Jahrhunderts gekleidet hatten. Handarbeits- und Bastelarbeiten wurden verkauft. Nach mehreren Tagen nahm die Mitreisende wieder etwas feste Nahrung zu sich, nämlich einen Hotdog (3,50 $). In einem kleinen Museumshaus waren Einrichtungen früherer Zeit zu besichtigen; es wurde um eine Donation von 5 $ gebeten. Ein Oldtimer-Verein hatte einige besondere Fahrzeuge ausgestellt, dabei einen Mercedes SLK von 1998. Inzwischen hatte Regen eingesetzt, bei Temperaturen um 10 ºC. Im weiteren Verlauf verhielt sich das Wetter aprilmäßig.

Die weitere Fahrt auf dem Highway 99 ging kurvenreich und langsam durch die Bergwelt von British Columbia, vorbei an Nadel- und Laubwäldern, Seen, Bergbächen und auch größeren Flüssen. Einige Berggipfel waren mit Schnee und Eis bedeckt. Zeitweilig stieg die Temperatur auf über 20 ºC, zeitweilig ergoss sich Regen.

Eine späte Mittagspause erfolgte am Marble Canyon, ein schönes Stück Natur und auch Provinzial Park. Am Nachmittag endete auch das Hörbuch "Die Säulen der Erde", insgesamt 12 CD's.

Über das Listel Hotel in Whistler lässt sich nichts Negatives sagen, außer dass das Parken in der Tiefgarage 20 $ plus Tax die Nacht kosten sollte. Da machte sich der Fahrer auf und stellte Bully2 auf einem 15 Minuten zu Fuß entfernten öffentlichen Parklot ab, wo das Parken ab 17 Uhr frei ist und zwischen 8 und 17 Uhr insgesamt 5 $ kostet. So dicke hat es die Reisegruppe ja nun wirklich nicht.

Whistler in den Coast Mountains ist ein bekannter Wintersportort, in dem 2010 die olympischen Ski- und Rodelwettkämpfe veranstaltet wurden. Der Ort ist lebhaft von Jung und Alt besucht, etwas Schickimicki, und wurde sogleich vom Reiseleiter ausgekundschaftet. Abends Dauerregen.