Shghawéi

Dienstag, 10.07.2018

Morgens um 7 Uhr legte das Schiff in Skagway (Shghawéi, das heisst "windiger Ort", und zwar zu Recht) an. Bereits von Deutschland aus war ein Landausflug bis über die Grenze nach Kanada gebucht worden. Annie stellte sich als Reiseleiterin vor, steuerte den Kleinbus mit 16 Ausflüglern selbst und gab während der vierstündigen Fahrt Erläuterungen per Mikrophon ab.

Annie ist verheiratet, geschätzt Anfang 40 Jahre alt, und lebt mit ihrer Familie ohne fließendes Wasser in einer Siedlung mit 50 Einwohnern, von wo sie fünf Stunden bis zur nächsten Einkaufsmöglichkeit benötigt. Ihre 21 Jahre alte Tochter studiert in Fairbanks Film und Fernsehen und moderiert bei einem Radiosender. Um mit ihr zusammenzukommen, dauert die Reise 24 Stunden, aber manchmal hört sie ihre Tochter morgens im Radio. Annie meint, dass ihre Tochter genau das Richtige mache, denn sie sei eine "Drama-Queen".

Als Kind wollte ihre Tochter einmal bei Halloween als Batman gehen. Dafür wurde die Schuluniform genommen, die ohnehin schwarz war und nur wenig ergänzt werden musste. In dem kleinen Ort mit den 50 Menschen ging Annies Tochter dann von Haus zu Haus. Annie hatte mit den Nachbarn verabredet, dass keine Süßigkeiten gegegeben werden sollten, sondern Mehl, Eier, MIlch usw. Es haben dann alle Dorfbewohner gemeinsam mit ihrer Tochter gebacken und ein kleines Fest veranstaltet.

Annie besitzt auch einige Schlittenhunde, die an Rennen teilnehmen. Die Leithündin hat die Eigenart, ihre eine Vorderpfote hochzuheben, obwohl zwischen den Zehen nichts eingetreten ist, um Fürsorge zu erfahren. Nach sechs Stunden Fahrt müssen die Hunde sechs Stunden pausieren, in denen sie gepflegt werden. Dann bleiben noch eineinhalb Stunden für den Schlitten und den Schlittenführer, so dass nur wenig Schlaf möglich ist. Annie selbst hat ein 1.000 km-Rennen durchgestanden.

Bei Nebel und Regen führte die Ausflugsfahrt auf dem Klondike Highway Richtung Yukon durch Regenwald, subalpine Tundra und boreale Wälder über die Grenze nach British Columbia (Kanada). Wenn man bereits mehrfach in die USA eingereist ist und dabei teilweise schikanös anmutende Grenzkontrollen erlebt hat, staunt man, wie lapidar die Grenzübertritte aus den USA nach Kanada und danach wieder zurück gehandhabt werden. Bei der Einreise nach Kanada musste im Bus nur der Pass mit der Photoseite neben das Gesicht gehalten werden, worauf eine kanadische Grenzbeamtin einen kurzen Blick warf, bei der Rückreise in die USA erfolgte überhaupt keine Kontrolle der Businsassen, sondern nur eine kurze Absprache zwischen Annie und dem ihr offensichtlich bekannten Grenzbeamten.

Höchster Punkt war der berüchtigte White Pass in den Boundary Ranges der Coast Mountains. Bei dem Goldrausch 1897/98 lag der Pass auf einer der Hauptrouten, auf denen Goldsucher von Juneau nach Klondike gelangten. Die Zustände waren katastrophal. Längs der Strecke lagen Ausrüstungsgegenstände und zahlreiche tote Lasttiere.

Die Yukon Suspension Bridge führt nicht, wie man vermuten kann, über den Yukon River, sondern über den Tutshi River. Für die Überquerung der Brücke werden pro Person 20 $ verlangt, was den Reisenden die 60 m Brückenlänge nicht wert war. Kurz wurde an mehreren Punkten mit Ausblick auf Seen und Berge gehalten. Dann wurde noch ein kapitaler Karibuhirsch gesichtet, der sich aber schnell abwandte und nur noch von hinten photographiert werden konnte.

Den Nachmittag über streifte der Reiseleiter alleine durch Skagway.

Abends "Alaka in Concert", wunderschöne Aufnahmen von Tieren, Wäldern, Seen und Bergen der BBC-Earth-Fernsehserie "Wild Alaka", untermalt mit eigens dazu komponierter Musik eines Ensembles mit zehn Musikern. Spitzen-Filmaufnahmen und Spitzen-Musik.

Zum Tagesabschluss B. B. King's All-Stars und Cocktails.