Übersichtskarte

Tsos Ye Eek'waa sa Teen

Samstag, 14.07.2018

Pünktlich auf die Minute (!) legte die Nieuw Amsterdam um 7 Uhr morgens in Vancouver an. Die Koffer waren bereits bis Mitternacht auf den Gang gestellt worden und wurden ins Terminal geschafft, Letztes Frühstück an Bord mit Parfait und Lachs-Omelett (das wird uns zukünftig fehlen).

Die am häufigsten an Bord gehörten Worte waren "Oh, God!" und "Really?" Ein US-Amerikaner echauffierte sich "Das sind ja alles keine Kanadier, in Wirklichkeit sind es Briten."

Fast 4.000 Photographien zuzüglich 438 Handy-Aufnahmen der Mitreisenden.

Am Nachmittag neuneinhalbstündiger Direktflug nach Frankfurt, einigermaßen angenehm in der Premium Economy. Die Reisegruppe fliegt gerne mit Lufthansa. Nur ganz kurze Wartezeit auf den IC nach Münster. Dort auf dem Bahnhof noch Ronald getroffen, der vom selben Bahnsteig aus nur eine Viertelstunde später zu einem einwöchigen Seminar nach Berlin abfuhr, und Andrea bot sich als Taxi an. Schöner Empfang zu Hause von drei Söhnen, die mit viel Mühe ein Grillempfangsessen vorbereitet hatten. Und es gab Welcome-Sekt. Die Zeit der Cocktails ist erst einmal vorbei.

Nun rätselt man schön, was die Überschrift bedeutet.

Inside Passage

Freitag, 13.07.2018

Ein zweites Mal wurde die Inside Passage passiert (fast ein Hendiadyoin), eine geruhsame Fahrt zwischen den über 1.000 Inseln nördlich von Vancouver hindurch, vorbei an zerklüfteten, unbesiedelten Fjorden, beeindruckenden Berglandschaften und Inseln mit dichten Wäldern, dieses Mal bei strahlendem Sonnenschein. Die Reisegruppe ergatterte am Vormittag zwei Liegen vor den großen Panoramafenstern im "Krähennest" auf dem 11. Deck und besetzte diese Plätze standhaft bis zum Abendessen, mit Verzicht auf den Lunch.

Den Reiseleiter erfreute erneut der Anblick von einigen Delphinen, die ihren Spaß daran hatten, das Schiff eine kurze Strecke zu begleiten; ansonsten verschlang er den Tag über den Historienroman "Rheines Gold" von Andrea Schacht, der zur Römerzeit in Köln mit einigen Ausführungen zur Wasserversorgung und Badekultur handelt, flüssig zu lesen, teilweise schmachtend. Die Mitreisende widmete sich ihrer Hexenhaus-Stickerei, zu der sie mehrfach angesprochen wurde.

Abends B. B. King's All-Stars und Cocktails.

The World Famous George Inlet Crab Feast

Donnerstag, 12.07.2018

Wie jeder weiß, ist Ketchikan die fünftgrößte Stadt Alaskas und gleichzeitig "Lachshauptstadt der Welt" (Port Alberni hatte sich ja auch bereits als "Salmon Capital of the World“ bezeichnet; welche ist es denn nun: Ketchikan oder Port Alberni?). Jedenfalls wurde hier 1886 die erste Lachsverarbeitungsfabrik gegründet und zwölf Jahre später, beim Goldrausch, wurde es zur Boomtown. Über dreißig Bordelle entstanden, darunter Dolly's House an der Creek Street, ein Plankensteg auf Pfählen. Drei indianische Stämme sind in der Region beheimatet, wovon einige Totempfähle zeugen.

Zunächst brachte ein Minivan die Reisegruppe und drei Japaner auf einer halbstündigen Fahrt zur George Inlet Lodge zum Riesenkrabbenessen. Natürlich isst man "mit die Fingers" und das mit etwas Mühe herausgepulte und in flüssige Butter eingetauchte Fleisch schmeckt köstlich. Die Mitreisende äußerte sich: "Nie hätte ich geglaubt, dass man von Krabbenfleisch piffsatt werden kann." Ständig wurden neue Krabbenarme (oder Krabbenbeine?) nachgelegt und flüssige Butter nachgegossen. Unter den zwölf Tischen war ein Wettbewerb ausgerufen worden, wer den höchsten Abfallberg an Krabbenschalen auf einem Teller in der Mitte des Tisches erzeugen würden, was mit einem Maßband festgestellt wurde. Der Siegermannschaft wurde ein Preis versprochen, und der bestand, wie sich am Ende herausstellte, darin, dass sie den Krebstanz aufführen durften, also albern mit Armen und Händen wackeln.

Die Reisegruppe saß mit einem älteren Ehepaar aus Minnesota am Tisch zusammen, die ein Grundstück direkt am Mississippi, etwa 800 km nördlich von St. Louis, ihr Eigen nannten. Die Großmutter des Mannes stammte aus Preussen und war kurz vor der russsichen Revolution nach Amerika ausgewandert. Er selbst habe sein Geld mit drei Firmen gemacht, die Läden und Kaufhäuser einrichteten oder die Einrichtungen designten, bis hin zur Auswahl von Grafiken für die Wände. Sie hätten keine Kinder, bräuchten nichts zu vererben und gäben ihr Geld für Reisen aus.

Die junge Kellnerin hatte den deutschen Akzent herausgehört und berichtete, dass ihr bester Freund in Bonn Geographie studiere.

An der Strecke zwischen Ketchikan und der Lodge befand sich ein Baum nahe an einem Hafenbecken, auf dem etwa zehn Seeadler mit eingezogenen Flügeln hockten und auf Lachse und die Rückkehr der Fischer warteten; sie heißen hier "Bold-Eagles".

Am Nachmittag, als der Reiseleiter alleine durch die Straßen striff, bewies Ketchikan, wie über dreieinhalb (!) Meter Jahresniederschlagshöhe zustande kommen, denn es hatte begonnen, in Strömen zu gießen.

Nach dem Ablegen den Vortrag "Alaska Bush Pilot's Erfahrungen" gehört, dann die Abendshow "Magic Rocks" des Illisionisten Leon Etienne gesehen, dessen Vorführungen ganz erstaunlich und mit denen der Ehrlich-Brothers vergleichbar sind. Tolle Show! Schließlich bei billboard onboard "The 1980s" gehört und Cocktails getrunken (B. B. King's All-Stars pausierten an diesem Tage).

Die Gletscher-Bucht

Mittwoch, 11.07.2018

Noch während der Nacht fuhr die Nieuw Amsterdam in die Glacier Bay, dem nördlichsten Punkt der Reise, ein und nahm einen Park Ranger des Glacier Bay National Parks an Bord, der den ganzen Tag über die Fahrt begleitete und kommentierte. Das Schiff glitt am Reid Glacier, am Lamplugh Glacier und am John Hopkins Inlet vorbei. Der mächtigste aber ist der nach einem französischen Geologen benannte Margarie Glacier, an der Front 80 m hoch; 30 m liegen unterhalb des Wasserspiegels. Auch wenn sich augenscheinlich nur relativ kleine Stücke abspalteten, war es mit einem grollenden Donnern verbunden. Das Schiff harrte eine Stunde vor dem Gletscher aus und in dieser Zeit kalbte er viermal.

Alles wolkenverhangen, Grau in Grau, später auch Regen. Leicht bewegtes Wasser. Der Reiseleiter sah den Kopf eines Seehundes, der am Schiff vorbeischwamm. Auf dem selben Wege wie hinein zurück aus der Glacier Bay.

Nach dem kleinen Lunch Bildervortrag über die Kultur der Tlingits, die die Region seit tausenden Jahren bevölkerten. Ein Stammesangehöriger berichtete über Sitten und Bräuche, wonach alle Menschen eines Stammes wie die Mutter entweder den Adlern oder den Raben zugehörig sind. Ein Adler-Mensch kann nur einen Raben-Menschen heiraten und umgekehrt. Sehr gerne werden die Eier von Seeadlern gegessen, und als Kind habe er sich sehr gewundert, dass die Adlereier genauso wie Hühnereier schmeckten.

In der Kabine, nein, im "Stateroom", den Disney-Film "Bears" angesehen (passte genau nach Alaska). Danach die Show "On The Charts - A Concert of Hits from Elvis to Beyoncé". Anschließend auf Einladung (ohne Getränke) von DER Touristik Deutschland, die wohl meinten, mit dieser Reise genügend Geld mit uns verdient zu haben, ein feines Abendessen im Pinnacle Grill Restaurant, einem Edel-Restaurant auf dem Schiff, wo die Kellner vornehmer als die Gäste sind. Sehr leckeres Essen, teuerste Getränke (ein Glas Wein etwa 20 $). Der Kellner war Serbe, kannte Münster aber nicht, auch nicht den 30-jährigen Krieg, dafür aber Dortmund mit seinem Lieblings-Verein BVB (sagt er).

Beim Essen im Speisesaal auf dem Schiff wartet man, wie fast überall in Kanada, dass man "geseated" wird. Beim Hinsetzen wird einem natürlich der Stuhl untergeschoben. Zur Stoffserviette greift man nicht selbst, sondern sie wird einem vom Kellner über dem Schoß ausgebreitet.

Am späten Abend B. B. King's All-Stars und Cocktails.

Shghawéi

Dienstag, 10.07.2018

Morgens um 7 Uhr legte das Schiff in Skagway (Shghawéi, das heisst "windiger Ort", und zwar zu Recht) an. Bereits von Deutschland aus war ein Landausflug bis über die Grenze nach Kanada gebucht worden. Annie stellte sich als Reiseleiterin vor, steuerte den Kleinbus mit 16 Ausflüglern selbst und gab während der vierstündigen Fahrt Erläuterungen per Mikrophon ab.

Annie ist verheiratet, geschätzt Anfang 40 Jahre alt, und lebt mit ihrer Familie ohne fließendes Wasser in einer Siedlung mit 50 Einwohnern, von wo sie fünf Stunden bis zur nächsten Einkaufsmöglichkeit benötigt. Ihre 21 Jahre alte Tochter studiert in Fairbanks Film und Fernsehen und moderiert bei einem Radiosender. Um mit ihr zusammenzukommen, dauert die Reise 24 Stunden, aber manchmal hört sie ihre Tochter morgens im Radio. Annie meint, dass ihre Tochter genau das Richtige mache, denn sie sei eine "Drama-Queen".

Als Kind wollte ihre Tochter einmal bei Halloween als Batman gehen. Dafür wurde die Schuluniform genommen, die ohnehin schwarz war und nur wenig ergänzt werden musste. In dem kleinen Ort mit den 50 Menschen ging Annies Tochter dann von Haus zu Haus. Annie hatte mit den Nachbarn verabredet, dass keine Süßigkeiten gegegeben werden sollten, sondern Mehl, Eier, MIlch usw. Es haben dann alle Dorfbewohner gemeinsam mit ihrer Tochter gebacken und ein kleines Fest veranstaltet.

Annie besitzt auch einige Schlittenhunde, die an Rennen teilnehmen. Die Leithündin hat die Eigenart, ihre eine Vorderpfote hochzuheben, obwohl zwischen den Zehen nichts eingetreten ist, um Fürsorge zu erfahren. Nach sechs Stunden Fahrt müssen die Hunde sechs Stunden pausieren, in denen sie gepflegt werden. Dann bleiben noch eineinhalb Stunden für den Schlitten und den Schlittenführer, so dass nur wenig Schlaf möglich ist. Annie selbst hat ein 1.000 km-Rennen durchgestanden.

Bei Nebel und Regen führte die Ausflugsfahrt auf dem Klondike Highway Richtung Yukon durch Regenwald, subalpine Tundra und boreale Wälder über die Grenze nach British Columbia (Kanada). Wenn man bereits mehrfach in die USA eingereist ist und dabei teilweise schikanös anmutende Grenzkontrollen erlebt hat, staunt man, wie lapidar die Grenzübertritte aus den USA nach Kanada und danach wieder zurück gehandhabt werden. Bei der Einreise nach Kanada musste im Bus nur der Pass mit der Photoseite neben das Gesicht gehalten werden, worauf eine kanadische Grenzbeamtin einen kurzen Blick warf, bei der Rückreise in die USA erfolgte überhaupt keine Kontrolle der Businsassen, sondern nur eine kurze Absprache zwischen Annie und dem ihr offensichtlich bekannten Grenzbeamten.

Höchster Punkt war der berüchtigte White Pass in den Boundary Ranges der Coast Mountains. Bei dem Goldrausch 1897/98 lag der Pass auf einer der Hauptrouten, auf denen Goldsucher von Juneau nach Klondike gelangten. Die Zustände waren katastrophal. Längs der Strecke lagen Ausrüstungsgegenstände und zahlreiche tote Lasttiere.

Die Yukon Suspension Bridge führt nicht, wie man vermuten kann, über den Yukon River, sondern über den Tutshi River. Für die Überquerung der Brücke werden pro Person 20 $ verlangt, was den Reisenden die 60 m Brückenlänge nicht wert war. Kurz wurde an mehreren Punkten mit Ausblick auf Seen und Berge gehalten. Dann wurde noch ein kapitaler Karibuhirsch gesichtet, der sich aber schnell abwandte und nur noch von hinten photographiert werden konnte.

Den Nachmittag über streifte der Reiseleiter alleine durch Skagway.

Abends "Alaka in Concert", wunderschöne Aufnahmen von Tieren, Wäldern, Seen und Bergen der BBC-Earth-Fernsehserie "Wild Alaka", untermalt mit eigens dazu komponierter Musik eines Ensembles mit zehn Musikern. Spitzen-Filmaufnahmen und Spitzen-Musik.

Zum Tagesabschluss B. B. King's All-Stars und Cocktails.

 

Wie heißt die Hauptstadt von Alaska?

Montag, 09.07.2018

Weiß doch jeder: Juneau, benannt nach Joseph Juneau, der in einem Bach in der Nähe 1880 Gold fand. Heute leben 32.000 Einwohner in dem Ort, wo die Reisegruppe gerade eingetroffen ist.

Nach einem feinen Frühstück, wieder mit Lachs-Omelett, einige Zeit auf dem 11. Deck im Explorationscafé ganz vorne an den großen Sichtscheiben gesessen; die wenigen Plätze sind fast ständig belegt, danach kleiner Lunch und dann Anlanden in Juneau.

90 $ für zwei Personen war die Tour zum 20 km entfernten Mendenhall Glacier Visitor Center nicht wert, und erstaunlicherweise war auch kein Taxi aufzutreiben, als ob die Anweisung bestand, dass die Schiffspassagiere die Touren buchen sollten. Zudem hatten die Reisenden in diesem Jahr bereits einige Gletscher in Patagonien gesehen und es stand auch noch der Besuch der Glacier Bay an. Also beschränkte man sich auf die Besichtigung der "Stadt" mit dem vermutlich hässlichsten Kapitol aller US-Bundesstaaten. In der russisch-orthodoxen Kirche war das Interieur original aus dem 19. Jahrhundert erhalten geblieben.

Abends B. B. King's All-Stars und Cocktails.

Vermutlich sind die Regenmäntel und -schirme in dem Hotel in Vancouver zurückgeblieben.

Ein Tag auf See

Sonntag, 08.07.2018

Zum Frühstück im Dining Room das leckerste Breakfast der ganzen bisherigen Reise, ein Omelett mit Lachs und Frischkäse. Dann Vortrag "Wildlife Spotting auf Deck". Beim Hinausgehen auf das Promenadendeck begleiteten einhundert oder mehr Pazifische Weißseiten-Delphine das Schiff, ein großartiger Anblick. Sie sprangen kurz hoch und tauchten sofort wieder ab. Dann nahm die Reisegruppe eine große Seeschildkröte wahr, die direkt neben dem Schiff davonpaddelte. Ein Seeadler flog dicht am Schiff vorbei. Generell ruhige See. Nachmittags Vortrag "Willkommen im Great Land" ("Alaska" bedeutet nämlich "Weites Land").

Die Nieuw Amsterdam fährt ständig parallel zur Küste nach Norden. Die Landschaft verändert sich nicht: kleine Erhebungen, bis ans Wasser dicht bewaldet, im Hintergrund höhere Berge, einige mit etwas Schnee beeckt. Es waren an diesem Tage höchstens fünf kleinere Boote in Ufernähe auszumachen.

Abends feines Dinner (Kleiderordnung), danach B. B. King's All-Stars mit Madame Angelique aus Monroe in Louisiana (fast eine zweite Whitney Houston) und Cocktails. - Am dritten Tag gesellte sich der junge Sänger Chris aus New York zur Combo.

Die Reisegruppe logiert nicht in einer Kabine, sondern in einem Stateroom (wie alle Passagiere). Das Brummen im Raum rührt nicht vom Kühlschrank her, sondern vom Schiffsmotor, ist aber nicht übermäßig laut.

Beginn der Alaskafahrt

Samstag, 07.07.2018

Morgens Frühstück bei Tim Hortens. Es wird erzählt, dass die kanadischen Soldaten in Afghanistan versorgt werden sollten und McDonalds und Burger King nicht zugelassen wurden, aber Tim Hortens, der ein kanadischer Eishockeyspieler war und die Schnellimbisskette gründete. Dann Bully2, der 3.526 km treu und zuverlässig gedient hatte, bei Alamo am Flughafen von Vancouver unbeschädigt zurückgegeben. Mit dem SkyTrain zur Waterfront gefahren, die beiden großen Koffer am Schifffahrtsterminal aufgegeben, einige Wartezeit an der Waterfront verbracht, danach Anmeldung, Sicherheitskontrollen und "Einreise in die USA" durchgeführt (insgesamt dauerten diese Prozeduren etwa eine knappe Stunde), und dann genießen, genießen, genießen auf der Nieuw Amsterdam der Holland America Line unter Kapitän Edward G. van Zaane, der mit einem früheren Mannequin verheiratet ist. Das Kreuzfahrtschiff kann 2.100 Passagiere aufnehmen und ist fast 300 m lang, ein gewaltiger Kasten mit 11 Decks. Fast durchgehend werden irgendwelche Veranstaltungen angeboten, abends immer eine "große" Abendschau.

Nachmittags Pflichtteilnahme am Mandatong Passenger Emergency Muster Drill. Wer nicht daran teilnahm, wurde laut Ankündigung von der Mitnahme ausgeschlossen. Jeder Teilnehmer wurde mit seiner Personenkarte registriert. Die Übung dauerte etwa 20 MInuten und bestand im Wesentlichen im Aufsuchen des zugeordneten Treffpunkts im Notfall und der Erläuterung, wie eine Schwimmweste anzulegen ist.

Für WiFi auf dem Schiff ist zu zahlen, je nach Kapazität und Übertragungsgeschwindigkeit zwischen 80 und 150 $ für die eine Woche. Nun, es handelt sich um eine holländische Reederei. Doch verzichtete die Reisegruppe auf die Nutzung, weshalb die Tagesberichte auf dem Schiff nachträglich verfasst wurden.

Am Abend beim Essen direkt an einer großen Fensterscheibe wurde ein kleiner Wal gesichtet, der blies und abtauchte, bevor er photographiert werden konnte; der Reiseleiter, der ihn zuerst gesehen hatte, hielt ihn zunächst für einen Holzstamm.

Später in der B. B. King's Bar, mit Cocktails. Die gesungenen Texte wurden von den Reisenden nicht gleichermaßen verstanden; so schwankte man bei einem Song zwischen "Starbucks" und "Starwars". Man kann seine Zeit unangenehmer verbringen.

Bittere Trennung

Freitag, 06.07.2018

Als die Mitreisende am Morgen ihre Tagesration Medizin aus der Vordertasche des Rucksackes entnehmen wollte, stellte sich heraus, dass ebenjener fehlte. Nach kurzer Eruation war klar, dass der Rucksack in dem Lunch-Lokal vom Vortage liegengeblieben war. Also wurde dem Reiseleiter aufgegeben, sich schnellstmöglich auf den Weg zu begeben und den Rucksack herbeizuschaffen. In der Gaststätte meinte man zunächst, das verlorene Stück nicht gefunden zu haben, doch war die zweite Suche erfolgreich. Nun befanden sich nicht nur die Medikamente im Rucksack, was an sich bereits tragisch genug war, sondern auch die Herren! Und wie haben sie sich beklagt! Als sie merkten, dass sie vergessen worden waren, hätten sie bitterlich geweint. Sie mochten gar nicht glauben, dass man sie vergessen haben konnte. Es sei Stunde um Stunde vergangen, in denen ihre Hoffnung, wieder in ihre Heimat, als die sie ja nach der langen Zeit ihr Monasterium ansehen, zu gelangen. Beim Wiedersehen begannen sie vor Ausgelassenheit zu tanzen und es flossen reichlich Freudentränen. Sie nahmen das Versprechen ab, dass man sie nie, nie, nie wieder vergessen dürfe, zu Recht. Andererseits hätten sich Uru und Koko ja auch einmal melden können.

Victoria, adieu! 40 km Fahrt nach Norden zum Fährhafen Swartz Bay, von wo mit einer Fähre nach Tsawwassen übergesetzt werden sollte. Allerdings wurde die erste Fähre um zwei Fahrzeuge verpasst, dann war sie voll. Das hieß, eine Stunde lang auf die nächste Möglichkeit zum Übersetzen zu warten. Die Fährfahrt dauerte etwa eineinhalb Stunden und verlief etwas kurvig durch die Inselchen zwischen Vancouver Island und dem Festland. Von Tsawwassen, wie hier der Stamm der First Nations hieß, führte die verkehrsreiche Fahrt zum Sandman-Hotel in Flughafennähe. Das Zimmer ist klein, aber es ist ja auch nur für eine Nacht.

So blieben nur wenige Stunden, noch etwas von Vancouver zu sehen. Bully2 blieb am Hotel stehen und die Reisegruppe begab sich mit dem SkyTrain zur Waterfront, eine etwa halbstündige Fahrt. Der erste Eindruck war enttäuschend; an der Station "Waterfront" kam man nicht ans Wasser. Die Reisenden schlenderten zunächst längs der Cordova St und der Water St durch Gastown, benannt nach John "Gassy" Jack Deighton, der hier 1867 das erste Lokal eröffnete. Gastown ist die Altstadt von Vancouver, doch viel Altes ist nicht vorzufinden. Bis auf die Dampfuhr, zu deren Pfeifen sich die Reisenden um 4 Uhr p. m. eingefunden hatten, gemeinsam mit einer ziemlich großen Meute Touristen. Und die Uhr hat ihre Melodie schön gepfiffen.

Es bot sich an, die am Folgetag zurückzulegenden Wege bereits zu eruieren. Deswegen begab sich die Gruppe zum Canada Place, wo gerade ein Kreuzfahrtschiff ablegte, die Celebrity Millenium. Dieser Bereich des Hafens ist modern angelegt und es lässt sich gut promenieren, mit Blick auf das Hafenleben und auch die hier vielfach verkehrenden Wasserflugzeuge, offensichtlich aber nur mit Touristenrundflügen.

Weil die umgebenden Berge bereits von dunklen, schwarzen Wolken geküsst wurden und es aus nicht allzuweiter Ferne bedrohlich donnerte, fuhren die Reisenden wieder mit dem SkyTrain zurück zu ihrem Hotel in Richmond, wo die Sonne (die Reisegruppe aus)lachte.

Sonniges Victoria

Donnerstag, 05.07.2018

Abfahrt bei dichter Wolkendecke und leichtem Regen, etwa 200 km nach Süden durch Regenwald und vorbei an Seen und Bächen. Bei der Ankunft in Victoria strahlte die Sonne und es wurde bis zu 26 ºC warm. Unterwegs wurde wohl zum letzten Mal auf dieser Reise getankt, Regular für 1,48 $, ziemlich teuer, aber hier auf Vancouver Island sind die Benzinpreise höher als auf dem Festland.

Victoria hat ja vielfältige Bedeutungen; hier geht es um die Stadt, die 1843 als Fort Victoria gegründet wurde, und die beim Goldrausch ab 1858 turbulente Zeiten erlebte und wo das Gesetz nicht viel galt. Die Stadt zählt etwa 300.000 Einwohner, ist damit etwa so groß wie Münster, aber mit dem Hafen viel quirliger. Für Kreuzfahrtschiffe liegt der Anlegebereich etwas abseits, doch lässt sich das Zentrum von dort zu Fuß innerhalb einer Viertelstunde erreichen. Vielleicht lag es nur am sonnigen Wetter, dass der Reisegruppe der Innenstadtbereich am Hafen so gut gefiel. Das Embassy Inn, Unterkunft für eine Nacht, liegt gegenüber dem Provinzparlament, ein burgähnlicher Bau, auf dessen Innenbesichtigung (nur mit Führung) die Gruppe aus Zeitgründen verzichtete. Man lief bis Chinatown, wo kaum etwas an China erinnert. Nach einem ordentlichem, etwas verspätetem Mittagsmahl, dabei Pacific Cod (wohl Kabeljau) zog sich die Reisende zurück, während der Dauerbegleiter alleine um die halbe Halbinsel lief. Erwartungsgemäß ist Fisherman's Wharf sehr touristisch und anstelle der überall angekündigten Seehunde sah der Wanderer nur eine Seeottermutter (oder heißt es Seeotterkuh?) mit zwei Jungen, putzig unterwegs. Am Ogden Point lagen zwei Kreuzfahrtschiffe, von denen eines beim Auslaufen beobachtet wurde. Ständig stiegen Wasserflugzeuge mit Touristen zu Rundflügen auf oder landeten. Dazwischen fuhren kleine Wassertaxis im Hafen kreuz und quer.

Im Aufzug im Hotel fuhr ein großer, beleibter Chinese mit, der sich nach der Herkunft erkundigte, und als er "Germany" hörte, die Reisegruppe unbedingt nach Bavaria orten wollte, wo sich sein Sohn einmal aufgehalten hat.

Im Regenwald ohne Regen

Mittwoch, 04.07.2018

Auch in Kanada gibt es einen Regenwald, am Pazifik vor dem Küstengebirge. Im Pacific Rim National Park fallen jährlich durchschnittlich über 6.000 mm Regen (in Münster 770 mm). Von Port Alberni, der Welthauptstadt der Lachse, unternahm die Reisegruppe einen 220 km langen Ausflug auf dem Pacific Rim Highway nach Ucluelet, where the forest meets the sea, in den Nationalpark. Nach kurzer Information im Visitor Centre liefen die beiden Reisenden den Lighthouse Loop. Er gilt als eine der schönsten Wege im Regenwald der gemäßigten Breiten, und das zu Recht. Am Ende der Ucluelet-Halbinsel führt der Trail an der felsigen Küste mit zahlreichen Ausblicken, wo zumeist Bänke zum Rasten einladen, und am Amphitrite Lighthouse vorbei. Aus vielen Photographien ließen sich Postkarten herstellen. Einzige Enttäuschung: es zeigte sich kein einziger Wal. Dafür war das sonnige Wetter mit bis zu 27 ºC in diesem regenreichen Gebiet der Gruppe ausgesprochen hold. Und die Mückenfrequenz war ausgesprochen niedrig.

Zurück in Port Alberni gab es für jeden einen Wrap, der an einem Tisch an der Waterfront verspeist wurde. Es scheint üblich zu sein, den umgebenden Teig einzufärben (rot bzw. grün), was man nicht herausschmeckt. Abends im Convenience Store gegenüber dem Hotel wurden zwar einige gefrorene Fertiggerichte angeboten, aber nur für die Zubereitung im Backofen und mit Hinweisen versehen, dass sie nicht für die Mikrowelle geeignet seien. Das einzige Gericht im Laden, dass in einer Mikrowelle erhitzt werden konnte, war eine asiatische Nudelsuppe, zu der der pakistanisch anmutende Kassierer bemerkte, dass sie selbst ihm die Tränen aus den Augen treiben würde. So vorgewarnt wurde nur die halbe Menge der Suppenbasis zu den Nudeln gegeben und das war gut so.

Die Wasserläufe tragen zuweilen lustige Namen, wie Cats Ear Creek oder Lost Shoe Creek. Am Vortage führte der Weg über den Whiskey River (Gruß an Thoralf).

Dritter Waschtag, in einer Laundry gegenüber dem Hotel; neben der Laundry befinden sich ein Convenience Store sowie ein Liquor Shop, sehr praktisch.

Der Mitreisenden geht es ein klein bisschen besser.

Um wessen Gedenktag handelt es sich heute?

Sonne auf Vancouver Island

Dienstag, 03.07.2018

Morgens Richtung Süden auf dem Sea-to-Sky-Highway durch Wälder, Berge und an Seen vorbei, so wie man sich Kanada vorstellt, bis Horseshoe Bay etwas nördlich von Vancouver. Die Fähre hatte gerade 20 Minuten zuvor abgelegt und auf die nächste wartete die Reisegruppe eine gute Stunde, wurde von dieser aber auch ohne Zeitreservierung (es war nur die Fährfahrt an diesem Tage reserviert) mitgenommen.

Nach dem Ablegen tauchte die Skyline von Vancouver auf, die an Chicago erinnerte. Die Fähre nahm Kurs auf Vancouver Island, wo sie nach zweieinhalb Stunden in Nanaimo eintraf. Der Straßenverkehr war auf der Insel unerwartet stark, nahm aber auf der Fahrt Richtung Norden ab. Immerhin ist die Insel 450 km lang und bis zu 140 km breit.

Das erste Mal wurde an Coombs Country Candy am Old Nanaimo Highway gehalten. Der Süßigkeitenladen war deutlich kleiner als nach anderen Reiseberichten erwartet, doch schleckte die Reisegruppe dort leckeres Eis. Am Nachmittag herrschten inzwischen angenehme 23 ºC bei herrlichem Sonnenschein.

Zweimal wird im Hospility Inn in Port Alberni übernachtet. Die Unterkunft ist einfacher als frühere, aber mit Kühlschrank, Mikrowelle und einer kleinen Klimaanlage ausgestattet. Die Mitreisende fühlt sich noch immer flau.

Wie der Reiseleiter am Abend feststellte, ist Port Alberni eine naja-Stadt, mit einem sehr kleinen Industriehafen und einer kleinen Marina. Gegen 20 Uhr war der Reiseleiter der einzige Passant in der "Innenstadt" und er sah in den Restaurants und Cafes, an denen er vorbeikam, höchstens 20 Personen sitzen. Wenn das die Hauptsaison ist, wie mag es dann in der Nebensaison aussehen?

 

Lost Lake

Montag, 02.07.2018

Obwohl die Reisegruppe an diesem Morgen auch erst um Viertelzehn zum Frühstück erschien, erhielt sie noch eins. Erfreulicherweise fühlte sich die Reiseteilnehmerin wohlauf genug, um bei sonnigem, kühlem Wetter mit auf den nicht übermäßig langen Lost Lake Trail zu gehen. Die Umrundung des kleinen Sees bot großartige Blicke auf das Gewässer inmitten der umgebenden Berge. Am Ufer sind Bereiche für Angler, für Hunde und zum Baden ausgewiesen. Nach der Rückkehr ins Hotel wottsäppte die Mitreisende, ein gutes Zeichen. Am Nachmittag ruhte die Mitreisende, während der Fahrer nach den sitzenden Etappen der letzten Tage einen längeren Gang via Rainbow Park und Alta Lake zur Rainbow Bridge und den Rainbow Falls unternahm (trocken, mittelwarm, sehr wenige Mücken).

Abendessen in Whistler: Ein Teller Blumenkohlsuppe für 11 $ und ein Teller Spaghetti mit Fleischbällchen für 21 $ (so steht es auf der Speisekarte), beides zuzüglich 5 % Goods and Service Tax + 8 % Provincial Sales Tax + 15 % Bedienung. Bei Bier und Wein kommt noch eine separate Alkoholsteuer obendrauf.

Wessen Gedenktag ist heute?

Whistler

Sonntag, 01.07.2018

Nach den Wilderness-Tagen genossen die Kanadareisenden die großen komfortablen Betten und erschienen um 9:15 Uhr zum inkludierten Frühstück, wo sie erfuhren, dass die Frühstückszeit um 9 Uhr endete. Kein Frühstück! Dafür gab es aber beim Abmelden eine Tüte mit, weil an diesem Wochenende Stampede Days in Williams Lake sind. Darin waren ein Einkaufsnetz, ein Stück Sudz Natural Soaps (riecht nach Lavendel), ein Glas (275 g) Sudz Scrubs Pink Grapefruit und eine kleine sternförmige Keramikschale enthalten; immerhin eine nette Geste.

Anschließend begann die Fahrt im Wesentlichen Richtung Süden, insgesamt 400 km, nach Whistler, zunächst auf dem Cariboo Highway. Der erste Halt erfolgte an der 108 Mile Heritage Site, ein kleines Museumsdorf. Ein glücklicher Zufall fügte es, dass dort an diesem Sonntag eine besondere Veranstaltung stattfand, zu der sich einige Akteure im Stile des 19. Jahrhunderts gekleidet hatten. Handarbeits- und Bastelarbeiten wurden verkauft. Nach mehreren Tagen nahm die Mitreisende wieder etwas feste Nahrung zu sich, nämlich einen Hotdog (3,50 $). In einem kleinen Museumshaus waren Einrichtungen früherer Zeit zu besichtigen; es wurde um eine Donation von 5 $ gebeten. Ein Oldtimer-Verein hatte einige besondere Fahrzeuge ausgestellt, dabei einen Mercedes SLK von 1998. Inzwischen hatte Regen eingesetzt, bei Temperaturen um 10 ºC. Im weiteren Verlauf verhielt sich das Wetter aprilmäßig.

Die weitere Fahrt auf dem Highway 99 ging kurvenreich und langsam durch die Bergwelt von British Columbia, vorbei an Nadel- und Laubwäldern, Seen, Bergbächen und auch größeren Flüssen. Einige Berggipfel waren mit Schnee und Eis bedeckt. Zeitweilig stieg die Temperatur auf über 20 ºC, zeitweilig ergoss sich Regen.

Eine späte Mittagspause erfolgte am Marble Canyon, ein schönes Stück Natur und auch Provinzial Park. Am Nachmittag endete auch das Hörbuch "Die Säulen der Erde", insgesamt 12 CD's.

Über das Listel Hotel in Whistler lässt sich nichts Negatives sagen, außer dass das Parken in der Tiefgarage 20 $ plus Tax die Nacht kosten sollte. Da machte sich der Fahrer auf und stellte Bully2 auf einem 15 Minuten zu Fuß entfernten öffentlichen Parklot ab, wo das Parken ab 17 Uhr frei ist und zwischen 8 und 17 Uhr insgesamt 5 $ kostet. So dicke hat es die Reisegruppe ja nun wirklich nicht.

Whistler in den Coast Mountains ist ein bekannter Wintersportort, in dem 2010 die olympischen Ski- und Rodelwettkämpfe veranstaltet wurden. Der Ort ist lebhaft von Jung und Alt besucht, etwas Schickimicki, und wurde sogleich vom Reiseleiter ausgekundschaftet. Abends Dauerregen.

Wilderness in höchster Potenz

Mittwoch, 27.06.2018

Nein, die Reisegruppe ist nicht verschollen, sondern hielt sich vier Tage lang fernab jeglicher Zivilisation auf.

Anmerkung: Das Ausscheiden der deutschen Fußball-WM-Mannschaft enthebt die Reisegruppe jeglicher Sorge, ein wichtiges Spiel zu verpassen.

Mittwoch, 27.06.2018: Am Morgen Abschied von Christoph, Corinne und Michael und 40 km weiter nach Westen auf dem Chilcotin Bella Coola Highway zum Nimpo Lake. Hier gibt es einen General Store und davor Tanksäulen. Endlich! Und mit 1,60 $ pro Liter Regular auch noch vertretbar. - Auf dem Highway war am Vortag an einer Tankstelle wieder weggefahren worden, weil der Liter dort 7,49 $ kostete. - Übrigens werden die Literpreise nicht an der Straße angezeigt, sondern stehen direkt am Anzeigefeld jeder Tanksäule. Nur war der Tankprozess hier wieder anders. Man hinterlegt seine Kreditkarte an der Kasse, steckt den Tankrüssel ein, drückt einen Hebel an der Säule nach oben und tankt dann.

Am Nimpo Lake befindet sich auch die Basis von Tweedsmuir Air. Ein Wasserflugzeug, eine Cessna 185 mit Platz für den Piloten, drei Passagiere und etwas Gepäck, brachte die beiden Kanadareisenden zur Tetachuck Wilderness Lodge. Der wackelige und holprige Flug in wenigen 100 m Höhe dauerte eine knappe Stunde und für 60 $ zusätzlich flog der Pilot eine ausgeweitete Strecke über die Rainbow Mountains. Am Vortage hatte Regen die Felsen abgewaschen und in der Sonne waren die bunten Sandsteinformationen prächtig anzusehen, als die Maschine in geringer Höhe darüber hinwegbrummte. Übrigens wurde man vom Lärm des einen Motors fast taub. Die seichte Landung erfolgte auf dem langen Tetachuck Lake.

Die Lodge liegt im Nechako Reservoir am Rande des Tweedsmuir Provinzial Parks, ein Urwald von fast 1 Mio. ha Fläche, in dem noch nie Holz geschlagen wurde. Die Lodge existiert seit den 1970er Jahren und wurde nach und nach erweitert. In den 1980er Jahren gehörte die Anlage David Packard (von Hewlett Packard), der sie als Jagdcamp und für Treffen mit Freunden und Managern nutzte. In den 1990er Jahren erfolgte die Umwandlung zur Touristenlodge.

Seit 2011 bewirtschaften die Schweizer Theo(dor) und Katharina Temperli die Anlage; bei unserer Ankunft war auch noch die sehr nette Annelies eine Hilfe. Theo war in der Schweiz als Kellermeister, Katharina und Annelies als Krankenpflegerinnen tätig. Theo und Katharina hatten schon immer eine Neigung zu Kanada und hatten das Land mehrfach als Touristen bereist. Sie haben zwei Söhne, die in der Schweiz leben. Nach wie vor sind beide Schweizer ohne die kanadische Staatsbürgerschaft.

Die Reisegruppe logierte in der Point Cabin, ein Blockhütte an einem kleinen Vorsprung direkt am Ufer des Tetachuck Lakes. Es ist die schönste Hütte der ganzen Anlage und auf zwei Seiten besteht Blick auf den See. Es gibt keinen Stromanschluss (dafür Petroleumleuchten und Kerzen) und kein WiFi, aber eine (sehr kleine) Dusche und warmes Wasser, wofür Gas zum Erhitzen benutzt wird. In einer Ecke des Raumes hängt ein kleiner Behälter, aus dem alle halbe Stunde ein Stoß Flüssigkeit gegen Mücken versprüht wird. Dabei hört man ein katzenartiges Miauen und der Geruch erinnert an Bohnerwachs. Die Lodge verfügt über keine Straßenanbindung, sondern ist nur per Wasserflugzeug oder Boot zu erreichen. Bei Ausfall der Wasserflugzeuge kann auf eine kleine Start- und Landebahn nahe dabei ausgewichen werden. Der Wind ging kalt und die Cabin wird mit einem Ofen beheizt, für den das gut getrocknete Holz selbst gehackt werden muss. Am Tage der Ankunft waren keine weiteren Gäste anwesend, am zweiten Tag kam eine Gruppe von 17 Personen dazu.

Noch am Nachmittag des ersten Tages wanderte unsre Reisegruppe zum Eagle Lake, wo sie einige Zeit auf einer Bank am Ende eines Steges mit Blick auf den gewaltigen Grizzlybluff, der Gipfel mit Schnee bedeckt, verweilte.

Am Abend auf der Bank vor der Cabin direkt am Wasser ging ein kalter Wind, aber den scheuten auch die Mücken. Nach dem gemeinsam mit den Gastgebern eingenommenen Abendessen wurde der Ofen angefeuert; es knackte heimelig. Im Raum schwirrte während der Nacht nur eine einzige Mücke.

Donnerstag, 28.06.2018: Die Mitreisende fühlte sich flau und mochte nicht essen und nicht trinken, blieb in der Cabin und wurde von Katharina betreut, die sich erkundigte, ob Birgit etwas von Homöopathie halte. Der Reiseleiter begab sich alleine auf Expedition und lief den Redfern Trail zu den Stromschnellen, fünf Stunden einsam durch den Urwald, ohne Menschen oder größeren Tieren zu begegnen. Nur ein Geräusch wurde von ihm als das Grunzen eines Bären interpretiert, ohne das Tier gesehen zu haben. Die australischen Outback-Netze, mit denen man als Außerirdischer oder als Imker angesprochen wird, und das Repellent leisteten wieder gute Dienste; dennoch gab es etwas Blutzoll. Mittags traf die 17-köpfige Reisegruppe mit drei Wasserflugzeugen ein.

Beim Abendessen (der Reiseleiter allein) ergab sich die Bekanntschaft mit Richard und seiner Frau, auch eine Birgit, aus Gera; sie sind etwas älter und haben vier Kinder und 15 (!) Enkelkinder. Ein Sohn ist Soziologe, hat über den Einfluss von Umweltschutzorganisationen auf Regierungen promoviert und ist mit einer Kanadierin verheiratet;  beide leben in Ottawa und beide besetzen eine Professur an der dortigen Uni. Weil sie meinen, dass Kinder in Kanada bessere Chancen - sie haben zwei Töchter - als in Deutschland haben, entschieden sie sich für Kanada als Wohnsitz, zum Leidwesen der Großeltern. Das Paar aus Gera schwärmte besonders von einer Reise nach Bhutan,  wo der König bescheiden lebe, für Arbeit für alle seine Untertanen sorge und das Volk auf einem Index für glückliches Leben ganz oben stehe.

Kalt! Abends wurde wieder Holz gehackt und geheizt.

Freitag, 29.06.2018: Bereits in der Nacht setzte Dauerregen ein, der mittags endete. Da machte sich der Waldläufer auf den dreistündigen Moose Lake Trail, wieder einsam durch den Urwald. Die Mitreisende wollte dem Wandersmann Sandwiches zum Mitnehmen aufdrängen, wohl im Wissen, dass die leckeren Wurstbrote von der feinen Nase eines Bären aufgespürt würden. Doch weder Bär noch Moose begegneten dem Waldläufer, nur massenhaft Mücken.

Die Ossi-Reisegruppe war mit einem Boot auf den See hinausgefahren, wohl zur Staumauer, kehrte nach kurzer Zeit wieder um, weil erkannt wurde, dass der Treibstoff nicht ausreichen würde.

Der Mitreisenden ging es allmählich etwas besser. Abends wieder geheizt.

Sonnabend, 30.06.2018: Eine halbe Stunde später als angekündigt traf das Wasserflugzeug ein, wieder eine Cessna 185, aber eine andere als beim Hinflug, auch ein anderer Pilot. Der 40-Minuten-Flug verlief ruhig, doch kurz vor der Landung auf dem Nimpo Lake legte der Pilot eine enge, schräge Kehre hin (unangenehm). Während des Fluges schützten Kopfhörer vor dem Motorenlärm.

Mit dem an der Flugbasis abgestellten Bully2 ging es dann 300 km zurück auf dem wenig befahrenen Chilcotin Bella Coola Highway nach Williams Lake. Unterwegs wurde eine Rast am Bull Canyon des Chilcotin Rivers eingelegt. Die lange Fahrt eignete sich dazu, zwei weitere CDs von "Die Säulen der Erde" anzuhören; was sind doch William von Shiring und Alfred Builder für fiese Charaktere!

Nach fünf Buschtagen werden für eine Nacht alle Annehmlichkeiten im Ramada-Hotel von Williams Lake gerne in Anspruch genommen. Leider fühlt sich die Mitreisende weiter flau, müde, schwindelig und appetitlos und will noch nicht einmal wottsäppen. Von einer Pharmacy werden caplets d'ibuprofene besorgt. Der Reiseleiter läuft noch etliche Zeit durch Williams Lake; auf einen Besuch des Chilcotin-Museums und andere Aktivitäten wird angesichts der Umstände verzichtet.

Die Tage in der Wildnis möchte man wegen der vielen Unzulänglichkeiten nicht dauernd erleben, schon alleine wegen der weit entfernten medizinischen Versorgung, aber es war eine interessante Erfahrung und die Gegend um den Tetachuck Lake ist unberührte Natur, ein kleines Paradies, wie es Katharina und Theo empfinden.

Tagsüber 15 bis 20 ºC und Wolken, Sonne und leichter Regen im Wechsel. Immerhin nicht eine einzige Mücke in Williams Lake entdeckt. 

Wilderness

Dienstag, 26.06.2018

Auf der Terra Nostra Ranch kann man Kanu fahren, reiten, wandern, sonst nichts. Wegen des Windes ist das Wasser auf dem Lake zu sehr bewegt, mit dem Reiten möchten wir in unserem hohen Lebensalter gar nicht erst beginnen, also bleibt nur ein längerer Spaziergang in der Umgebung, bei sonnigem Wetter und kaltem Wind. Nachmittags Muße. Keine Autofahrt.

Abendessen im Freien an einem rustikalen Tisch mit Blick auf die mit noch etwas Schnee bedeckten, knappe 3.000 m hohen Berge. Es gibt über einem Schwingrost gegrillte Rippchen (reichlich) und miterhitzte Kartoffeln in Alufolie mit Schmand. Dazu kanadischer Rotwein.

Ganz wenige Mücken. Vor unserer Ankunft sollen die Mücken in Unmengen herumgeschwirrt sein.

Ein kleener Ort

Montag, 25.06.2018

Nachts starker Regen, morgens alles nass, aber kein Niederschlag mehr. Die längste Tagesetappe der Reise wird zurückgelegt, etwa 500 km, im Wesentlichen nach Westen. Unterwegs ein kurzer starker Gewitterguss, nachtschwarz mit Hagel, ansonsten Schauer und Sonne im Wechsel bei 8 bis 14 ºC. Einmal kreuzte ein Fuchs vor dem Auto die Fahrbahn. Die lange Fahrt war geeignet, die Hälfte von "Die Säulen der Erde" zu hören; das Hörbuch ist so gut, dass es von der Landschaft ablenkt.

Vom Southern Yellowhead Highway ging es über den Little Ford Highway und den Cariboo Highway nach Williams Lake und von dort 260 km lang strikt nach Westen auf dem Highway 20 (Chilcotin Bella Coola Highway), dieser zunehmend einsamer werdend. Der Landstrich heisst Chilcotin, eine Hochebene auf etwa 900 mNN, eher hügelig mit einzelnen Viehfarmen und unberührter Wildnis. Manche halten es für das ECHTE Kanada. Riesig große Waldflächen waren abgebrannt (traurig anzusehen), was nach einer Informationstafel jährlich bis zweijährlich erfolgt.

Tagesziel ist die Terra Nostra Ranch in dem kleenen Kleena Kleene. Das Navi kannte diesen Ort, nur tauchte er auf den Entfernungsschildern nicht auf. "Sie haben Ihr Ziel erreicht." tönte das Navi mitten im Busch, weit und breit keine Häuser. Nach einigen Kilometern Weiterfahrt kam der Gedanke zur Umkehr, als neben der Straße der One Eye Lake auftauchte, der in der Wegbeschreibung eingetragen war. Plötzlich stand an der Straße das kleine Ortsschild von Kleena Kleene, und nach weiteren 7 km kam das Einfahrtstor zur Terra Nostra Ranch.

Der Zufahrtsweg ist mit Toren abgesperrt, damit die zur Ranch gehörenden 23 Pferde und zwei Ponies nicht entlaufen können. Auch sehen sich sechs Katzen als Besitzer des Hauses an und es laufen zwei Hunde herum. Bei der Anfahrt wurde das letzte Tor auf dem Weg von Christoph, dem Gastgeber, geöffnet. Christoph und seine Frau Corinne sind Schweizer, die die Gästeranch gemeinsam mit der jungen Kati, zwei weiteren Mädchen und dem Koch Michael betreiben, alle sehr herzlich, das Gastwirtepaar schwyzerdütsch sprechend. Der Schweizer Michael, geboren 1972, jünger aussehend, verheiratet, drei Töchter zwischen 16 und 22 Jahren, war fünf Jahre als Volksschullehrer in der Schweiz tätig, arbeitet seitdem gemeinsam mit einem Partner als Berufsberater und hat sich in Absprache mit seiner Familie, die auch in der Schweiz lebt, eine Auszeit von einem Vierteljahr genommen, in dem er mit seinen Hobbykochkenntnissen auf der Terra Nostra Ranch die Gäste bekocht. Zu seinen Klienten zählen einige Schulen in der Schweiz, die über einen Etat verfügen, aus dem Aufträge an Berater gezahlt werden können. Michael begleitet über 20 Junglehrer als Mentor, deren häufigste Probleme im Umgang mit schwierigen Schülern (an erster Stelle) und danach mit schwierigen Eltern bestehen.

Alle duzen sich und es wird gemeinsam gegessen.

Die Zimmer sind einfach, aber sauber, hellhörig, nicht zu verdunkeln, ohne Rauchmelder; am Waschbecken braucht das warme Wasser ziemlich lange, bis es ankommt, das Wasser der kleinen Dusche bleibt kalt (bis sich herausstellte, dass die Wasseranschlüsse vertauscht sind und man den amerikanischen Drehhebel nur ganz bißchen drehen darf und nicht wie sonst bis zum Anschlag). WiFi ist frei und im Bereich des Haupthauses zu empfangen. Das Reizvolle an der Unterkunft sind die einsame Lage in der Wildnis an einem See mit den Pferden und die familiären Gastgeber.

Der Strom wird in einer Überlandleitung von Williams Lake an das Grundstück herangeführt; die Leitung endet hier. Trinkwasser stammt aus eigenen Brunnen, etwa 100 m tief. Das Abwasser wird in fünf Septic-Tank-Anlagen mit anschließender Versickerung auf dem Grundstück beseitigt; Abfälle kommen auf eine weiter entfernte Deponie. Etwa alle 10 Tage wird 260 km nach Williams Lake zum Einkaufen gefahren. Problematisch sind die wiederkehrenden Waldbrände. Im vergangenen Jahr blieb Christoph alleine auf der Ranch zurück;  er hat vorgesorgt und Wasserpumpen und Feuerwehrschläuche bereitliegen. Das Evakuieren der Orte ist nicht so problematisch wie die Rückkehr, wenn die Regale und die Verkaufswaren in den Geschäften wieder bereitgestellt werden, die Tanks der Tankstellen wieder aufgefüllt werden müssen usw., nach einigen Tagen oder wenigen Wochen Evakuierungszeit.

Die Gäste sind fast alle Schweizer oder Deutsche. Alex ist in der Schweiz geboren, lebt seit 1993 in Kanada, verkauft Wasserflugzeuge gemeinam mit einem Geschäftspartner und baut auf der Terra Nostra Ranch gerade für Wasserflugzeuge eine Auffahrrampe aus Metallelementen, die während des Zweiten Weltkriegs hergestellt wurden und die beide mit zwei Pickups aus Kalifornien hierher gebracht haben und montieren; er ist seit 2001 kanadischer Staatsbürger, zusätzlich zu seiner schweizerischen Staatsbürgerschaft und vor die Wahl gestellt, würde er Kanada wegen der vielen Möglichkeiten wählen. Als Kind ist er bei Großeltern in Mühlheim an der Ruhr spazieren gegangen.

Edith aus der Nähe von Tübingen ist gemeinsam mit ihrem Mann Frank unterwegs. Sie haben drei Töchter, einen Dalmatiner, eine Hündin, übernachten fünfmal, fahren weiter nach Bella Coola und nehmen von dort die Fähre nach Vancouver. Beide haben eine Zeitlang in den USA gelebt.

Margot und Richard kommen aus Zürich. Und dann sind da noch Madeleine und Assan.

Nach dem Essen mit 8 Gästen holte der Koch Michael seine Gitarre und es wurde gemeinsam gesungen: Country Rose, Über den Wolken, Das alte Haus von Rocky-Donky, Wenn wir erklimmen, Lustig ist das Zigeunerleben, Yesterday, House of the rising Sun, u. a., sehr launig. Alles geht sehr entspannt zu; entnommene Getränke werden in eine Strichliste eingetragen. Kanus liegen zum Fahren auf dem Clearwater Lake bereit (der See heisst hier genauso wie an der 500 km zurückliegenden Station).

Zum Abend sonnig-bewölkt und windig, etwa 14 ºC. Einige wenige Mücken.

Seien Sie kein Zubehoerteil im Tod eines Baeren

Sonntag, 24.06.2018

Als die Mitreisende am Morgen die Außentür des Blockhauses öffnete, stand ihr ein Hirsch in 2 m Abstand gegenüber. Beide waren überrascht, der Hirsch nickte höflich grüßend mit seinem Geweih und hüpfte würdevoll von dannen.

Nach dem Continental Breakfast (Toast, Butter, einige Scheiben Wurst und Käse, ein EL Rührei, Kaffee und Orangensaft) wurden zwei Kolibiarten an einer beim Restaurant aufgehängten Tränke gesichtet, nämlich Hummingbirds. Zweiter Waschtag (Laundromat im Resort).

Wells Gray Provinzial Park ist 5.200 qkm (!) groß, mit Vulkankegeln und erstarrten Lavaströmen. Berühmt ist der Park für seine Wasserfälle. Im Visitor Centre informierten einige Tafeln außer auf Englisch auch auf Deutsch (und sonst in keiner weiteren Sprache); darunter fand sich die Überschrift dieses Tagesberichtes.

Die Dwason Falls sind 18 m hoch und 107 m breit. Der Murtle River fällt hier über eine Gesteinsstufe aus Lava. Ein Schild wies die Fälle als Little Niagara aus; naja. Ob der Wasserfall nach der Dawson-Familie in Lucky Luke benannt wurde, wird die Reisegruppe nach der Rückkehr in ihre Heimat eruieren.

Am bekanntesten sind die Helmcken Falls, mit 141 m Fallhöhe der vierthöchste Wasserfall Kanadas. Der Überfall ist nicht sehr breit,  hat aber eine beachtliche kugelförmige Ausbuchtung in den Fels gebildet und unterhalb ein tiefes Canyon ausgeschnitten,  das Clearwater Valley.

Ein Wegweiser zeigte die Entfernung zu den Spahats Falls mit 1 km an. Nachdem die Reisegruppe zu Fuß bereits eine erheblich längere Entfernung zurückgelegt hatte, ohne das typische Rauschen eines Wasserfalls zu vernehmen, kehrte sie um.

Der Hirsch vom Morgen hatte sich am Abend in der Nähe der Hausterrasse längere Zeit zum Wiederkäuen niedergelegt.

Tagsüber bis 28 ºC, zunehmend bewölkt, am Abend fast geschlossene Wolkendecke, aber trocken.

Mücken wie üblich.

Clearwater ist nicht Blackwater

Samstag, 23.06.2018

Das Frühstück wird bei einem Bäcker in Jasper eingekauft, u. a. Bear Pow's. Wie fast überall bezahlen wir mit MasterCard. Die Kartenmaschine wird einem in die Hand gedrückt und man bedient sie weitgehend selbst. Auf der Maschine des Bäckers wird, wie in Restaurants, abgefragt, wieviel Trinkgeld man geben möchte, was absolut oder in Prozenten eingegeben werden kann. Soweit kommt es noch, dass wir beim Bäcker Trinkgeld bezahlen.

Weiterfahrt nach Nordwesten auf dem Yellowhead Highway über den Yellowhead Pass und durch den Robson Park. Die Straße folgt einer alten Handelsroute der Indianer. Der Pass ist seit Mitte des 19. Jahrhunderts eine wichtige Verbindung in British North America zwischen Atlantik und Pazifik durch die Rocky Mountains, insbesondere ab den 1870er Jahren für die Eisenbahnverbindung. Pierre Bostonais, ein irokesischer Trapper, lebte in den 1820er Jahren in dem Gebiet, handelte und führte Gruppen durch die Berge. Wegen seiner ungewöhnlichen Haarfarbe lautete sein Spitzname "Yellow Head". Übrigens sind wir über den Pass gefahren, ohne es bemerkt zu haben; es gab kein Hinweisschild.

Am romantischen Portal Lake unternahm die Gruppe einen kleinen Walk. Hier schwirrten Unmengen von kleinen blauen Libellen, aber auch etliche Mücken.

Dann wurde die Grenze zwischen Alberta und British Columbia passiert. BC bedeutet hier nicht Before Christ". Dabei wird auch die nächste Zeitzone erreicht. Die Uhrzeitdifferenz zu Deutschland beträgt jetzt neun Stunden.

Nahe am majestätischen Mount Robson, mit 3.954 mNN der höchste Berg der kanadischen Rockies und erst relativ spät erstmalig bezwungen, befindet sich das Mount Robson Visitor Centre, mit einer kleinen Ausstellung und einem Informationsfilm, in dem es fast nur um Verhaltensmaßregeln im Park ging; das kann man, muss man sich aber nicht anschauen. Von der Aussichtsterrasse des Centres hat man einen hervorragenden Blick auf den wolkenumkreisten Gipfel, an diesem Tage bei prächtigem Sonnenschein.

Bei der Weiterfahrt nächster Stopp bei den Rearguard Falls des Fraser Rivers, bis wohin Lachse auf ihrem 1.000 m langen Wanderweg vom Pazifik gelangen können, aber nur die größten und kräftigsten kommen so weit. Der Katarakt ist 10 m hoch, sehr breit und rauscht mächtig.

Kurz hinter den Rearguard Falls wurde nach Süden auf den Southern Yellowhead Highway abgebogen, parallel zum Lauf des North Thompson Rivers. Auf der Fahrt nach Clearwater sind die Berge nicht mehr so hoch und steil, durchgehend bewaldet, teils nicht mehr mit reinem Nadelwald, sondern mit Mischwald bedeckt. Der Highway wird nicht übermäßig stark befahren.

An der Tankstelle in Valemount - Tankmöglichkeiten liegen zum Teil mehr als 100 km entfernt- musste auch im Voraus bezahlt werden, doch war hier ein fester Betrag anzugeben. Die genannten 60 $ waren zuviel; der Tankrüssel schaltete bei einem Betrag von 57,05 $ ab. Man begibt sich danach zur Kasse und das Guthaben wird zurückgebucht (hoffentlich).

Die letzten 8 km waren auf unbefestigter Straße zurückzulegen. Nach insgesamt 330 km erfolgte die Ankunft im Alpine Meadows Resort, etwa 25 km von Clearwater in der Bergwelt einsam gelegen, wo ein geräumiges und sehr gut ausgestattetes Blockhaus für zwei Nächte bezogen wurde, mit Ausblick von der Terrasse auf den idyllischen Hallamore Lake, vielleicht 100 m bis zum Ufer. Der Rezeptionist beschrieb den Fahrweg bis zum Haus auf dem weitläufigen Gelände: "Biegen Sie da links ab, wo ein Deer steht.", und tatsächlich hielt sich an der Gabelung ein Rentier auf.

In dem Blockhaus existiert keine Internet-Verbindung, aber am Office. So erfuhren wir am Abend das Ergebnis des Spiels gegen Schweden; das hätten wir gerne gesehen.

Weil in der kleinen Küche in dem Blockhaus eine Mikrowelle vorhanden ist, gab es Abendessen "zu Hause", jeder eine Portion HUNGRY-MAN, einmal Backyard Barbeque, einmal Buffalo Style Chicken Strips, durchaus lecker.

Tagsüber 12 bis 25 ºC; nachmittags stark bewölkt, aber weitgehend trocken.

Einige neue Mückenstiche, besonders unangenehm im Schritt. Wie kommen die Viecher da bloß hin?

Blackwater ist eine dubiose militärische Organisation, Clearwater hingegen purstes Kanada, wie man es sich vorstellt.

Der Maligne-Tag

Freitag, 22.06.2018

Malignität ist ja ein bekannter medizinischer Begriff. Wonach das Maligne-Gebiet benannt ist, entzieht sich der Kenntnis der Reisegruppe, jedenfalls wirkt es nicht fortschreitend zerstörend, sondern sehr natürlich und voller Wild. Die Fahrt ging morgens zum Maligne Lake, wo ein kleines Ausflugsboot bestiegen wurde. Das Wasser in dem 20 km langen See wird nie wärmer als 4 ºC. Das Boot fuhr bis zu der kleinen Insel, eigentlich eine Halbinsel, Spirit Island, die der Urbevölkerung heilig ist und von anderen nicht betreten werden darf. Auf ihr soll sich der Legende nach ein Liebespaar von verfeindeten Stämmen getroffen haben. Romeo und Julia lassen grüßen. Zum Glück fand hier vor zwei Jahren eine Zeremonie statt, um böse Kräfte abzuwehren, so dass auch das Boot nach eineinhalb Stunden wieder sicher anlandete.

Nach einem Mittagssnack (Hallo, Gerolf!) ging es zum Maligne Canyon, wo die Reisegruppe die Brücken 1 bis 6 aufsuchte. Brücke 5 wurde im Reiseführer als besonders beschrieben, doch waren die ersten vier Brücken und der hier nur wenige Meter breite (teils nur 2 m!) und bis 50 m tiefe Canyon viel beeindruckender.

Die Tagesausbeute:

Schwarzbären:2 + 1

Deer (weiblich): 1

Deer (männlich): 1

Gebirgsziegen: 8

Weißkopfseeadler: 1 (+ Horst mit zwei Jungtieren)

Am Nachmittag zunehmend auflockernde Bewölkung und Temperatur bis 18 ºC.

Eis - kein Speiseeis

Donnerstag, 21.06.2018

Weiter nach Norden auf dem Trans-Canada Highway und dann auf den Icefields Parkway. Er zählt zu den spektakulärsten Gebirgsstraßen der Welt und führt durch das Columbia Icefield in den Rockies, eine der größten Eisansammlungen südlich des Polarkreises. Seine Fläche beträgt 325 qkm, die Dicke 100 bis 365 m und die jährliche Schneefallhöhe bis zu 7 m. Etwa 300 km liegen zwischen Banff und Jasper und längs des Parkways sind viele reizvolle Ziele anzusteuern.  Die Reisegruppe stoppte, oft mit kurzen Trails verbunden, beim Mosquito Creek (!), beim Bow Lake, beim Crewfoot Glacier, beim Bow Summit (ein wunderschöner tiefblauer Gletschersee), am Parker Ridge (wo die Berge gefleckt wie bei einer Milka-Kuh aussehen), am Tangle Creek, an Sunwaptat Falls und an den Athabasca Falls.

Unterwegs wurden ein Deer gesichtet sowie ein Schwarzbär, der leider bereits in den Wald entschwand, bevor er photographiert werden konnte.

Auf dem Icefield Parkway gab es einige Straßenbaustellen, die alle nur einspurig zu passieren waren, so dass einige Zeit mit Warten verstrich. Auch waren mehrere attraktive Haltepunkte "closed".

Am Icefield Centre gab es einige Informationen sowie einen Film über das Gebiet. Darin waren Sequenzen von einem Jungen, einem alten Mann und einem Mann mittleren Alters, jeweils abwechselnd, ohne Sprache, zu sehen, aber auch einige sehr schöne Landschaftsaufnahmen. Am Ende des Films erschloss sich die Handlung: es handelte sich stets um dieselbe Person. Der Junge fand einen besonderen Stein im Gebirgswasser, den er ständig bei sich trug. Im mittleren Alter unternehm er eine Gletscherwanderung, wobei er den Stein verlor. Als alter Mann fand er in wieder, vom Gletscher ausgespieen. Der Film war l-a-n-g-w-e-i-l-i-g.

Während vormittags sonniges Wetter herrschte, trübte es auf der Fahrt nach Norden immer mehr ein. Plötzlich gab es einen Temperatursturz; innerhalb von einer Viertelstunde sank die Temperatur von 25 auf 8 ºC, verbunden mit einem kräftigen Hagelschauer, so dass man kaum10 m weit schauen konnte. Den Nachmittag über regnete es ständig, malmehr, mal weniger. Wegen des Regens verzichtete die Reisegruppe auch auf die Besichtigung des Athabasca-Gletschers.

Sowohl der Banff-, als auch der Jasper-Nationalpark sind zu Recht berühmt, wenn nur nicht so viele Touristen unterwegs wären.

Für zwei Nächte dient eine Holzhütte in Jasper als Unterkunft, ein "Pine Bungalow". Die Anlage befindet sich unmittelbar am Ufer des mächtig, kräftig dahinrauschenden Athabasca Rivers. Kaum angekommen, fiel der Strom aus, nicht nur in der Hütte und im Bungalow-Park, sondern in ganz Jasper. Dadurch war es auch nicht möglich, in einem Lokal zu Abend zu essen, denn auch die Küchen waren ohne Strom. Zudem war es bereits gegen 20 Uhr. Die Reisegruppe erstand noch mexikanische Burritos und etwas Kartoffelsalat bei einer Esso-Tankstelle. Der Tankwart addierte die Preise von Hand und nahm natürlich nur Bargeld. Er berichtete, dass der Strom etwa viermal im Jahr in Jasper ausfalle, was ihm ein gutes Umsatzplus beschere. Nach eineinhalb Stunden war wieder Strom verfügbar.

Erwartungsgemäß verfügt die Hütte über kein WLan, aber über Mücken.

Bär - Bär

Mittwoch, 20.06.2018

Am Morgen ging die Fahrt bei bestem Bergwetter auf dem Bow Valley Parkway, der parallel zum Trans-Canada Highway verläuft, durch den Bergzug. Der Fahrer scherzte noch, dass man auf dieser wenig befahrenen Strecke wohl bald einen Bären sehen würde, und tatsächlich vergingen danach keine zehn Minuten, und zwei Schwarzbären waren in etwa 100 m Entfernung am Rand einer Wiese zum Wald am Äsen. Ein großartiger Augenblick. Die beiden Tiere ließen sich nicht stören und verschwanden bald im Unterholz.

Im nördlichen Bereich war der Bow Valley Parkway leider gesperrt, weshalb wieder auf den Trans-Canada Highway gefahren wurde. Aber vorher stand noch eine Pause bei einem Tempel der Harmonie an, an einem Trading Post. Der Reiseleiter wartete draußen vor dem Eingang und rätselte über die Funktion einer dort ausgestellten Maschine mit Elektromotor. Da wurde er von einem etwa Mitte 50 Jahre alten Motorradfahrer angesprochen. Er war auf einer Farm in der Nähe von Orten mit deutschen Namen, z. B. Munster und Hamburg, aufgewachsen und hatte als Kind eine solche Maschine bedient. In eine obere Schüssel wurde Kuhmilch gefüllt, der Elektromotor ließ die Schüssel rotieren, dabei kam es zur Phasentrennung, Milch und Sahne wurden durch die Zentrifugation separiert und in zwei unterschiedlichen Höhen aus der Schüssel abgelassen. Die Milch habe er getrunken, die Sahne verkauft und sich damit etwas Geld verdient. Sein Sohn war 17 Jahre in Europa untereegs, wo er Eishockey bei Vereinen gespielt habe, so in Krefeld längere Zeit, in Hamburg und in Zagreb. Als er einmal Deutschland besuchte und mit der Eisenbahn von Frankfurt nach Berlin fuhr, saß er im Abteil zwischen zwei kleinen Jungen, die mit ihrer Großmutter unterwegs waren. Der eine von ihnen gab ihm sein Bilderbuch und wollte nicht glauben, dass so ein großer Mann das Buch nicht lesen konnte, worüber sich alle sehr amüsierten. Übrigens fuhr er eine 950 ccm Yamaha und lobte die Höflichkeit und Freundlichkeit der Deutschen ganz besonders.

Man sollte es nicht glauben, aber in dem "einsamen" Kanada auf dem Trans-Canada Highway stand die Reisegruppe in einer Straßenbaustelle nahezu eine Stunde lang im Stau. Das hätte sie auch in Deutschland erleben können, aber nicht mit einem so grandiosen Ausblick auf die Bergwelt. Vermutlich erfolgte eine Sprengung zur Verbreiterung des Highways. Im Radio laufen nur wenige Sender, mehrere auf Französisch, und teils mit nur wenig Musik. So wurde die mitgebrachte CD "Adele" eingelegt, gut zu hören, auch mehrfach.

Etwas westlich von Field liegt die Natural Bridge im Yoho National Park. Hier bildete der Kicking Horse River früher einen Wasserfall, bis er sich soweit in das Kreidegestein mit Unterstützung von schmirgelndem Sand gefressen hatte, dass ein Tunnel entstand. Irgendwann wird dieser Tunnel einmal einbrechen und ein Schlund entstehen. Beeindruckendes Wasserturbulenzschauspiel. Übrigens hat der Reiseleiter während seines Studiums ein Semester lang die Vorlesung "Wildwasserverbau" gehört.

Der Emerald Lake im Yoho NP ist nicht nur namentlich ein Juwel. Umgeben von Bergspitzen, diese teils mit Schneehauben, schillert er in unterschiedlichsten Grün- und Blautönen. Das Parken war schwierig;  der Platz war voll. Die Reisegruppe lief den Emerald Lake Trail, einmal um den See, ein schöner Gang.

"Komm' auf die Schaukel, Luise!" Wer kennt dieses schöne alte Lied von Hans Albers nicht mehr und wem klingt es nicht mehr in den Ohren? Doch wohl noch jedem! Das Schaukeln kostete nur einen Groschen und war ein großes Pläsier.  So eine Luise ist vielleicht auch hier gewesen sein, natürlich in ihrer französischen Schreibweise "Louise", denn hier in den Rockies ist ein See nach ihr benannt, nämlich nach der vierten Tochter von Queen Victoria. Der See ist wohl der am meisten besuchte Ort des Banff NP. Ein Superlativ. Entsprechend viele Touristen waren vor Ort, dabei Hochzeitspaare mit professionellen Photographen. Am Vormittag war der Parkplatz noch wegen Überfüllung gesperrt, am Nachmittag gegen 16 Uhr, als die Reisenden dort eintrafen, gab es einzelne Parkplätze. Berühmt ist auch das am See gelegene Fairmont Chateau Lake Louise, z. B. Drehort von Dr. Schiwago. Die Reisegruppe wäre eingekehrt, hätte sie nicht noch einen weiteren Punkt auf dem Programm gehabt.

Nämlich die Cave and Basin National Historic Site. Hier wurde 1883 die heiße Quelle von Herrn Banff entdeckt. Er hatte von Anfang an die Absicht, daraus einen Badeort zu machen. Diese Anlage wurde der Anfang der kanadischen Nationalparks. Im Tagesverlauf kam es nur hier zu erheblicher Mückenbelästigung. Übrigens volles Verständnis für Julia Scharf.

Bisher erfolgte das Tanken wie in Deutschland. An der Tankstelle in Banff hing ein Schild "Payment before", was auch einfach erfolgt. Man begibt sich vorher zur Kasse, sagt, dass man volltanken möchte, hinterlegt seine Kreditkarte und tankt danach.

Beim Abendessen (Hauptgang Steak-Sandwich) war ein Pint die kleinste Glasgröße für Bier.

Tagsüber bis 27 ºC, klar, nachmittags zunehmend bewölkt und abends Gewittergrollen in der Ferne.